Selten so gelacht!

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horrorbiene Avatar

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„Rauhnacht“ ist der fünfte Fall des Allgäuer Kommissars Kluftinger. Es folgt eine Auflistung der bisher erschienen Bände:

1. Fall: Milchgeld         (2003)
2. Fall: Erntedank         (2004)
3. Fall: Seegrund          (2006)
4. Fall: Laienspiel         (2008)
5. Fall: Rauhnacht        (2009)

 

Bei diesem Fall ist Kluftinger von seinen Kollegen abgeschnitten und ermittelt beinahe allein. Er wurde zu einem Wochenende in ein frisch renoviertes Luxushotel eingeladen, um dort die Eröffnung mit einem Detektiv-Live-Rollenspiel zu eröffnen. Er ist selbstverständlich der Ehrengast und somit der Ermittler. Auch seine Frau und der Arzt Langhammer nebst Gattin sind mit von der Partie. Allerdings läuft es natürlich nicht so wie geplant: Das Hotel hoch oben über Oberstdorf wird eingeschneit und aufgrund von Sturm und Lawinengefahr kommt keiner hinaus oder hinein. Selbstverständlich entwickelt sich das Detektivspiel zu einer richtigen Mordermittlung. Einer der Gäste wird unter mysteriösen Umständen – das Buch spielt in den Rauhnächten – tot in seinem Zimmer aufgefunden und schnell stellt sich heraus: Niemand trauert um den Toten und jeder scheint ihn zu kennen. Kluftiger wird unfreiwillig bei seinen Ermittlungen vom Landarzt Langhammer unterstützt.

 

Ich habe dieses Buch ohne Kenntnisse der anderen Fälle gelesen. Da Kluftinger hier auf sich allein gestellt ist, war das für mich nicht weiter tragisch. Schnell wurde mir beim Lesen jedoch eines klar: Die anderen Bücher um diesen tollpatschigen, kauzigen und nichtsdestotrotz sympathischen Kommissar muss ich unbedingt auch lesen. Ich habe lange nicht mehr bei der Lektüre eines Buches so herzhaft gelacht wie bei diesem. Das dies bei einem Krimi der Fall ist, ist vermutlich etwas eigenartig, aber Klufti gerät einfach in urkomische Situation, sei es auch nur beim Gang zum Frühstücksbüfett oder beim Nutzen des Internets. Dennoch gelingt es dem Autorenduo ein schönes Mittelmaß zwischen Kluftis Kauzigkeit und seinem Ermittlungsvorhaben zu wahren. Dass Langhammer ständig dazwischenfunkt tut sein Übriges zur Unterhaltung der Leserschaft bei. Und: Wer hat schon einmal gehört, dass ein Kriminalbeamter Angst vor Leichen hat?

 

Die Sprache des Buches ist gespickt mit einigen Begriffen/Flüchen aus dem allgäuer Dialekt. Ab und zu rutscht Klufti auch bei den Dialogen in den Dialekt, doch das macht einen Allgäu-Krimi ja auch aus. Leider kommen Beschreibungen der Land- und Ortschaft hier etwaszu kurz, aber Klufti ist ja auch eingeschneit.

 

Bei der Lösung des Falls bedient sich Klufti einiger eigenartiger Methoden und gelangt an den seltsamsten Stellen zu Ideen und Schlussfolgerungen, die der Leser nicht gleich nachvollziehen kann. Doch dies macht diesen Fall spannend. Auch wenn Klufti die Lösung recht spät bekannt gibt, so ist sie auch für den Leser vorher schon erkennbar. Dies ist jedoch nicht weiter schlimm, da die Auflösung dramaturgisch geschickt gestaltet ist.

 

Fazit: Ein unheimlich sympathischer Kommissar tapert von einer komischen Situation in die nächste und schafft es nebenbei den Fall ohne Hilfe seiner Kollegen zu lösen. Ich habe selten so gelacht. Wer auf Allgäu-Krimis steht und sich über tollpatschig-naive Kommissare amüsieren kann, ist bei diesem Werk genau richtig!

 

Priml!