Toller Krimi

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lightdancer Avatar

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Eigentlich sollte es für die Kluftingers ein erholsamer Kurzurlaub werden, auch wenn das Ehepaar Langhammer mit von der Partie ist: ein Winterwochenende in einem schönen Allgäuer Berghotel samt einem Live-Kriminalspiel. Doch aus dem Spiel wird blutiger Ernst, als ein Hotelgast unfreiwillig das Zeitliche segnet. Kluftinger steht vor einem Rätsel: Die Leiche befindet sich in einem von innen verschlossenen Raum. Und über Nacht löst ein Schneesturm höchste Lawinenwarnstufe aus und schneidet das Hotel von der Außenwelt ab. Kommissar Kluftinger ist ganz auf sich allein gestellt. Das heißt: fast. Denn Doktor Langhammer mischt bei den Ermittlungen kräftig mit. Und das alles während der berüchtigten Rauhnächte, von denen man sich hier in den Bergen grausige Geschichten von bösen Mächten erzählt.

**Rezension:**
Ein skurriler Kommissar, eine tolle Winterlanschaft im Allgaeu (allerdings mit dem Nachteil der Sturm- und Lawinenwarnungen), ein umgebautes Hotel, welches Modernes und Traditionelles vereinbaren m;chte und ein "Live-Moerder-Spiel" - eine gelungene Mischung fuer einen guten Krimi!
Kommissar Kluftinger ist durchaus sympathisch, aber ich habe noch nie einen Polizisten erlebt, der derartig viele Macken hat, wie er. Der Fernseh-"Held" Monk oder "Der Bulle von Toelz" sind dagegen wahre Waisenknaben. Duchaus kann ich mir vorstellen, dass das Leben an der Seite eine solchen Mannes schwierig ist. Die Autoren schaffen es dennoch gut, ihn nicht dumm oder mit Neurosen behaftet dastehen zu lassen. Im Gegenteil: er wirkt eher als Tolpatsch, aber dennoch mit messerscharfen Verstand. Doktor Langhammer ist sehr aufdringlich - in jeder Beziehung - und ich bewunderte oft den Kommissar um seine Ruhe (zumindest die aeusserliche :) ) Sie sind ein ueberaus gutes Team - wenn auch von Seiten Kluftingers unfreiwillig. Ich glaube sogar, dass die beiden Autoren da einiges von sich in die Figuren eingebracht haben.
Abgesehen von der tollen Kulisse, sind auch die Protagonisten gut gewaehlt. Jede/r haette ein Motiv, jede/r haette der Moerder sein koennen. So wird der Leser immer wieder in die Irre gefuehrt!
Dennoch war mir schon im 2. oder 3.-letzten Kapitel klar, wer der Taeter ist. Doch bis dahin fuehren immer mehr Sachverhalten, die so nach und nach auftauchen, in alle moegliche Richtungen!
An Stellen, wo es moeglicherweise langweilig haette werden koennen, tauchen entweder die Tolpatschigkeit, die Manien oder die Computerunwissenheit Kluftingers oder die witzigen Dialoge zwischen ihm und Langhammer auf, und lockern so die Handlung ein wenig auf.

Wie gesagt, der Taeter ist gegen Ende bald klar ersichtlich, dennoch ist verschiedenes am Schluss noch offen geblieben. So unter anderem - ACHTUNG SPOILER! - wie der Kollege von Kluftinger in die, von der Aussenwelt abgeschnittenen, kleinen Welt kommen konnte und wie es mit ihm und Langhammer nach der Talfahrt mit dem Hornschlitten weitergegangen ist.
Ich weiss, dass sind kleine Details, die nur am Rande etwas mit dem Mordfall zu tun haben, und trotzdem wartete ich darauf aufgeklaert zu werden. Immerhin musste der Kommissar wegen der Sturm- und Lawinenwarnungen alleine ermitteln und ploetzlich steht der Kollege auf der Matte - natuerlich genau zum richtigen Zeitpunkt!
Solche Kleinigkeiten stufen aber in meinen Augen den Roman nur ein wenig hinunter und hinterlaesst bei mir den bitteren Geschmack des "nicht mehr weiter wissens und Ausweg suchens".
Trotzallem finde ich den Kluftinger so interessant, dass ich mehr von Kluepfel und Kobr lesen moechte!