Ein Buch mit zwei Gesichtern

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Als Thriller für alle Escape-Room-Fans wird „Raum der Angst“ beworben – doch lohnt sich die Lektüre auch, wenn man zwar das Konzept des Escape Rooms spannend findet, sich jedoch nicht zu deren Fans zählt, sich aber einen guten Thriller erhofft?

Tatsächlich ist die Handlung wohl an das Konzept von Escape Rooms angelehnt: Acht Teilnehmer eines geheimen Experiments finden sich in einem Escape Room der gruseligeren Art. Eine der Teilnehmerinnen ist die Psychologiestudentin Hanna, die beim Abschließen der Bar, in der sie jobbt, entführt wird von ihrem letzten Gast. Der Escape Room besteht aus 7 verschlossenen Räumen und man muss Rätsel lösen, um in den nächsten Raum und so insgesamt nach draußen zu gelangen. Dummerweise ist der „Erfinder“ dieses speziellen Escape Rooms Janus, so nennt er sich jedenfalls. Wer Janus als Gott mit zwei Gesichtern kennt, irrt ein wenig, denn hier spielt der Autor auf Janus „Funktion“ als Gott der Ein- und Ausgänge an. Zwei Gesichter? Fehlanzeige, denn eine freundliche Seite ist kaum erkennbar, na gut, wenn die Gewinner weiterleben dürfen und das schon für die freundliche Seite reicht … um diesem Horror zu entkommen hilft nur eins: Mitspielen und gewinnen – dummerweise sind da noch die Mitspieler, die auch gewinnen respektive überleben wollen …

Der Plot ist originell und nutzt den Trend der Escape Rooms geschickt, wobei das nicht als Vorwurf zu lesen ist. Denn der Autor scheint sich ernsthaft für Escape Rooms zu begeistern bzw. sehr genau recherchiert zu haben. Die Zusammenstellung der Figuren ist gekonnt, ihre Zeichnung als Charaktere weniger, sie bleiben ziemlich blass bzw. klischeehaft (weniger Figuren hätten mehr Charakterzeichnung erlaubt, damit aber weniger Räume, Spannung usw., insofern also wohl beabsichtigt und das, was nötig war für die Geschichte, wird schon erzählt). Der Einstieg in die Geschichte war – ja, man könnte janusartig sagen: Einerseits war man schnell in der Geschichte, andererseits nicht, denn man steigt aus verschiedenen zunächst zusammengewürfelt und nicht sonderlich spannend wirkenden Perspektiven ein. Allerdings gewinnt die Handlung zügig an Fahrt, was sicher auch der Sprache zuzuschreiben ist, die sehr leicht lesbar ist. Und was einerseits eine Stärke ist, um Spannung aufzubauen, ist auf der anderen Seite eben auch eine Schwäche: wenig sprachliche Variation (auch hier also Janus). Man rätselt mit und kann sich der Spannung nicht entziehen. Mehr als einmal hatte ich Bilder vor dem inneren Auge, wie sich das alles bei einer Verfilmung ausnähme (ok, dabei müsste man vielleicht an der einen oder anderen Stelle mal die Augen zumachen, wenn man brutalere Szenen nicht allzu gut abkann). Insgesamt also durchdachte und auch spannende Unterhaltung – wenn nur die Sprache und die Figuren nicht so flach wären …