ein spannender Thriller mit kleinen Schwächen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
mrs-lucky Avatar

Von

In den letzten Jahren habe ich gemeinsam mit Freunden und Familie schon mehrfach versucht, mich durch das Lösen verschiedener Rätsel aus einem Escape-Room zu befreien. Wir hatten viel Spaß dabei und waren meist erfolgreich. Doch wie wäre es, wenn diese Szenarien kein Spiel sondern Ernst wären?
Auf dieser Idee baut Marc Mellers Auftakt einer neuen Thriller Reihe auf mit dem Titel „Raum der Angst: Ein Escape-Room-Thriller“. Eine Gruppe von sieben aufgrund ihrer unterschiedlichen Fähigkeiten ausgewählten Personen soll für ein wissenschaftliches Experiment in einem extra dafür entwickelten Escape-Room-Szenario gemeinsam verschiedene Rätselsituationen meistern.
Doch schnell wird klar, dass hier einiges nicht so ist, wie es sein sollte, aus dem Spiel wird bald blutiger ernst. Eine Figur, die sich nach dem römischen Gott Janus benennt, hat nicht nur diese Gruppe entführt sondern auch die Psychologiestudentin Hannah, die gemeinsam mit der Gruppe um ihr Leben kämpfen muss.
Die Atmosphäre der Geschichte ist oft beklemmend, der Spannungsbogen ist nicht zuletzt aufgrund einiger unerwarteter Wendungen hoch. Der Leser begleitet zum einen die Teilnehmer des Escape-Rooms, zum anderen die ermittelnden Polizisten, die in einem Wettlauf gegen die Zeit versuchen, die Gruppe zu finden und zu befreien, und bekommt dadurch einen unmittelbaren Blick auf die Geschehnisse. Dabei kristallisieren sich nach und nach die Zusammenhänge und Motive der Geschichte heraus.
Das Szenario des Thrillers ist stimmig wenn auch nicht unbedingt realistisch, die Geschichte wird temporeich erzählt, trotz der Erzählperspektive bleiben die Hauptfiguren jedoch recht blass, es kommen keine wirkliche Nähe oder gar Empathie auf, da die Handlung in den Vordergrund gestellt wird.
Gestört hat mich die Klischeehaftigkeit, mit der die Figuren angelegt sind, auch wenn die Teilnehmer des Experiments möglicherweise bewusst als Stereotypen ausgesucht wurden. Die Brutalität ist für meinen Geschmack etwas zu viel und selbst mit dem Hintergrund des Täters nur bedingt nachvollziehbar, außerdem spielt in zu vielen Punkten der Zufall dem Täter zu sehr in die Hände und lässt die Geschichte konstruiert erscheinen.
Insgesamt ist „Raum der Angst“ ein solider Thriller, mir fehlte das gewisse etwas, so dass mich auch die offenen Fragen am Ende nicht zwingend zum Lesen der Fortsetzung reizen werden.