Emma Donoghue: Raum

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Die Geschichte beginnt damit, dass der Erzähler der Geschichte, der kleine Junge Jack, fünf Jahre alt wird.

Sein komplettes Leben - wenn man es denn so nennen möchte - hat er bis dahin in einem gerade einmal gut 10 m² großen Raum gemeinsam mit seiner Mutter verbracht. Diesen Raum, der armselig eingerichtet scheint, hat er wohl noch nie verlassen, denn sein einziger Kontakt zur "realen Welt" ist der Fernseher. Die Freizeitbeschäftigung Jack´s besteht aus Basteln mit Klopapierrollen oder Geschichte erzählen, ernährt wird er unter anderem noch über die Brust seiner Mutter. Wenn es dann Abend wird muss Jack im Schrank verschwinden und dort schlafen, weil "Onkel Nick" noch vorbei kommt, Essen mitbringt und Jack´s Mutter besucht. Wer dieser "Onkel Nick" sein mag wird auf den ersten Seiten der Leseprobe noch nicht verraten. Es ist allerdings zu vermuten, dass es sich dabei um den Vater des kleinen Jungen handelt, der von dessen Existenz aber nichts weiß und wohl auch nicht wissen soll.

Das Besondere an der nachdenklich machenden Geschichte von Emma Donoghue ist der Schreibstil, denn die Geschichte wird aus der Sicht des Jungen erzählt. Das ist zunächst ein wenig gewöhnungsbedürftig, doch bereits nach einigen Seiten kommt der Leser mit der holprigen Sprache und der fehlenden Grammatik zurecht. Die Ausdrucksweise des Jungen indes scheint der eines fünfjährigen nicht immer angemessen, da sie teilweise zu kleinkindlich und andererseits wieder zu abstrakt ist.
Die Fragen, die den Leser nach den ersten gut 30 Seiten beschäftigen, sind indes, ob der Junge seinen Raum wirklich noch nie verlassen hat (was ich annehme), ob er den Raum im Laufe der Geschichte verlassen wird (was ich hoffe und für ihn zugleich auch fürchte) und wie er damit zurecht kommt?

Eine erschreckende, aufrüttelnde und wahrscheinlich nicht einfache aber dennoch interessante Lektüre, die wegen ihrer Sprache eine entsprechende Konzentration fordert und sich deswegen wohl nicht für "nebenbei" eignet.