Von innen drin, bumm bumm

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owenmeany Avatar

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Durch aktuellere Ereignisse in den Hintergrund gedrängt, aber in seiner Grausamkeit noch als völlig bizarr im Gedächtnis all derer, die mittels der Medien Anteil nahmen, dient der Stoff "Amstetten" nun als Vorlage für einen der Fantasie entsprungenen Roman. Die reellen Personen wurden anders als Natascha Kampusch, die offensiv die Öffentlichkeit suchte, gnädig in einer Anonymität behütet. Das Thema bewegt aber alle Mal und verdient unbedingt eine seriöse Behandlung

Ich denke, die Verfremdung aus der Perspektive des nichts ahnenden Kindes ist ein legitimer Kunstgriff, um Einblick in das Unbegreifliche zu gewinnen - er erinnert mich an die Erzähltechnik von Andrea Maria Schenkel.

So stellt sich am Anfang ein unverkrampftes, liebevolles Verhältnis von Mutter und Sohn dar, in der die seltsamen Umstände völlig naiv in der Raum gestellt werden: das Schlafen im Schrank, der nächtliche Besucher, das Stillen des Fünfjährigen. Aus Kindermund gesprochen muten die sprachlichen Eigenheiten gerade in der Übersetzung aus dem Englischen gewöhnungsbedürftig an - eigentlich für einen Fünfjährigen zu regrediert, aber das soll wahrscheinlich ein Indiz für die spezielle Situation sein.

Eigentlich passiert nicht viel an diesem fünften Geburtstag, aber hinter den alltäglichen Banalitäten lauern Abgründe, die einem den Atem stocken lassen aufgrund dieser fürchterlichen Diskrepanz zwischen Geborgenheit bei der Mutter und die Folter der Gefangenschaft. Alles in allem ein sehr interessanter Ansatz, von dem ich gerne die Fortsetzung kennen möchte.