Wer ist "Old Nick"?

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In Emma Donoghue's "Raum" wird aus der Perspektive des fünfjährigen Jack eine Geschichte über ein Leben innerhalb eines einzigen Raums erzählt. Ohne die Außenwelt zu kennen, unterscheidet Jack die Dinge der Welt in diejenigen, die "in echt" sind, und diejenigen, die nur "Fernsehen" sind und zeigt damit die Freiheiten und Grenzen seines Lebens in unbewusster Gefangenschaft auf.

Beim Lesen fällt zuallererst der Schreibstil auf, der der Sichtweise eines fünfjährigen Jungen angepasst ist: mit Grammatikfehlern und bunten Umschreibungen von konkreten Dingen und abstrakten Gedanken wird hier die kindliche Sicht authentisch nachgeahmt. Auch die herzergreifende Naivität des kleinen Jacks wird vom Schreibstil unterstützt.

Auch die Figurenkonstellation ist in "Raum" keine gewöhnliche: Neben dem innigen Mutter-Sohn-Verhältnis gibt es die Jack eigentlich unbekannte Person namens "Old Nick", die nur nachts und nur in bestimmten zeitlichen Abständen erscheint und Jack und seiner Mutter Lebensmittel und andere Gebrauchsgegenstände bringt. An dieser Konstellation fällt sodann auch der zentrale Konflikt des Buches ins Auge: Wer ist "Old Nick"? Wieso sind Jack und seine Mutter in diesem Raum eingesperrt? Warum wird Jack vor "Old Nick" versteckt?

Diese Fragen ziehen sich durch die gesamte Leseprobe und halten die Spannung auch trotz detailreicher Beschreibungen anderer Konflikte aufrecht. Insgesamt ist "Raum" daher ein Buch, das neugierig macht und angesichts der Lebensumstände der Protagonisten verstört und beängstigend wirkt, worin sicher auch das große Potenzial dieser Geschichte liegt.