Damals und heute

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schokoflocke Avatar

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" Ich habe kein Problem damit, dass sie uns ihr System aufgedrückt haben. Aber ich lasse mir von einem Wessi nicht meine Geschichte erzählen. "

Das Leben in der DDR wurde schon so oft als Thema verwenden, dass man eigentlich nicht viel Neues dazu fügen kann. Dennoch fand ich das Buch sehr interessant, da Lukas Rietzschel die Geschichte aus einem anderen Blickwinkel erzählt - die Auswirkung auf die nächste Generation.
" Was ist das für eine Gesellschaft, die von einer Ideologie in die nächste rutscht ? Was soll denn aus den Menschen werden ? "
Für Jan, der 1989 geboren ist, sind die DDR Zeiten Geschichte, er hat es nicht selber erlebt, die Folgen sind aber auch für ihn spürbar. Nach der Wende hat man versucht die Spuren der DDR zu beseitigen und etwas Neues, Westliches zu erschaffen. Das Ergebnis - das Alte gibt es nicht mehr, das Neue funktioniert nicht richtig. Alles wirkt trostlos, die Menschen sind entwurzelt und Sachsen verfällt in einen Schlaf. Über die Vergangenheit seiner Eltern hat sich Jan nie viele Gedanken gemacht, bis ein alter Mann ihn ein Foto in die Hand drückt und kryptische Bemerkungen macht. Er folgt den Spuren und sieht seine Familie plötzlich in einem anderen Licht...
Ein überzeugendes Bild von Sachsen damals und heute und episodenhaft erzählte Geschichte von zwei Familien - Rietzschel schafft es dem Altbekanntem neue Aspekte hinzufügen. Er zeigt wie schwer es ist die Vergangenheit abzuschütteln, dass das Handeln der Eltern auch für die Kinder folgen hat und wie uns das (auch unbewusst ) beeinflussen kann. Mir hat der Schreibstil gut gefallen, leicht distanziert und ohne viel Emotionen, aber auf den Punkt gebracht und deswegen auch sehr wirkungsvoll. Alles in einem, fand ich diesen erfrischenden Blick auf die deutsche Geschichte sehr lohnenswert und kann dieses Buch weiterempfehlen.