Deutschland

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swiesemann Avatar

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Der Roman "Raumfahrer" handelt ganz abstrakt gesagt, um zwei Familiengeschichten, die ich, mehr oder weniger, von der Nachkriegszeit bis in die Nachwende hinein erzähle. Es geht um Verletzungen, die über Generationen hinweg nicht verheilen, um Erinnerung, um die Frage nach Zugehörigkeit und um das Danach.

Jan, der Protagonist, und sein Vater wohnen in der Einfamilienhaussiedlung am Stadtrand, im Schatten der alten Plattenbauten, im Neonlicht der Laderampe des Dänischen Bettenlagers. Das Krankenhaus schließt, wo Schule und Sportplatz waren, ist jetzt ein Supermarkt. Zu den Ruinen der DDR gesellt sich der Leerstand der Gegenwart.

Eines Tages taucht ein Mann auf, der Jan mit der Frage nach seinen Eltern konfrontiert und damit Mauern aufbricht: Welche Beziehungen hatte Jans Mutter zu DDR-Zeiten? Wer war sie überhaupt? Und was hat das mit einem verschwundenen Gemälde von Georg Baselitz zu tun? Jan entdeckt die Geschichten zweier Familien, die scheinbar nichts miteinander gemein haben und doch verknüpft sind. Er trifft auf Menschen, die nirgends so recht dazugehören, die das Alte verloren haben und zum Neuen keinen Zugang finden, die in einem luftleeren Raum zwischen Gegenwart und Vergangenheit schweben. Die Raumfahrer sind. Daher der Titel.
Wunderschönes Buch, dass einem ein Gefühl für das ostdeutsche Leben gibt. Kann interessierte Leser den Roman empfehlen.