Ein etwas anderer Roman über die DDR

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timphilipp Avatar

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Themen, die typischerweise in Romanen über die DDR verarbeitet werden – Stasi-Bespitzelung, Lebensverhältnisse - werden hier einmal in etwas anderer Art verarbeitet, weshalb ich das Buch für sehr lesenswert halte.
Erzählt werden (und zwar eher episodenhaft) die Geschichten zweier Familien während der Zeit des Bestehens der DDR und der Zeit nach der Wende. Beide Familien sind miteinander verwoben, wobei das verbindende Element erst sehr spät sichtbar wird. Zum einen ist das die Familie Kern/Baselitz, deren einer Sohn ein bekannter zeitgenössischer Künstler ist und der schon vor dem Mauerbau in den Westen ging unter Zurücklassung vor allem des mit ihm eng verbundenen Bruders, dem das Nachreisen nie mehr gelang. Zum anderen ist da die Familie des jungen Erzählers Jan, geboren 1989, der sich durch die beharrliche Konfrontation mit einem Kern-Nachfahren daran macht, die Geschichte seiner verstorbenen Mutter zu ergründen. Das Auffallendste ist die Sprachlosigkeit in den beiden Familien über ihr Leben in der DDR und ihre Vergangenheitsbewältigung. Darunter hat Jan in der Gegenwart zu leiden, der mit geheimnisvollen Identitätsproblemen konfrontiert wird. Ein guter Ausblick wird auf die Entwicklung der DDR nach der Wende gegeben und wie diese so manchem Bürger den Boden unter den Füßen wegriss.