Ein Stück Zeitgeschichte

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throki Avatar

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Nachdem ich schon den ersten Roman von Rietzschel gelesen hatte, interessierte mich sein neues Buch auch sehr.
Es geht um Jan, der als Helfer in dem Kamenzer Krankenhaus arbeitet, in dem der gelähmte Thorsten Kern seine Physiotherapie erhält. Jan fährt ihn in den Therapieraum, hilft beim An- und Auskleiden etc., doch dann gibt Thorsten ihm einen Karton mit Dokumenten und Fotos aus der Vergangenheit. Jan ist zuerst widerwillig, doch dann beschäftigt er sich mit den Papieren und entdeckt die Verbindung zu seinen Eltern. Kerns Vater war der Bruder von Georg Baselitz, dem berühmten Maler, aber die Verbindung ist abgebrochen.
Rietzschel arbeitet auch in diesem Buch ein Stück DDR-Vergangenheit auf und das tut er in einer sehr nachvollziehbaren Art und Weise. Der Verlust der Arbeit, Stasi-Beziehungen und der Wertverlust der Erinnerungen spielen eine wichtige Rolle. Aber man schweigt vielfach über alles, was damals geschehen ist und kann es nicht aufarbeiten. Die Menschen sind im Grunde sehr einsam, starke Beziehungen gibt es kaum zwischen ihnen, Misstrauen prägt den Alltag immer noch.
Der Autor springt zwischen den Zeiten hin und her, das fand ich anfangs verwirrend. Man muss sehr aufmerksam lesen, damit einem die Zwischentöne nicht entgehen, aber das ist ja kein Nachteil.
Kein einfaches Buch, aber unbedingt lesenswert!