Eine nicht freudig stimmende Zeitreise

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Lukas Rietzschel legt mit "Raumfahrer" keinen Wohlfühlroman vor. Das Werk ist ein Stück Zeitgeschichte.
Jan, der Protagonist, arbeitet in einem Krankenhaus in Ostdeutschland, das offenbar kurz vor der Schließung steht. Ein zu betreuender Patient lädt ihn zu sich nach Hause ein und er erhält ein Kästchen, aus dem sich eine Art Lebenspuzzle entfaltet. Die Geschichte geht in Sprüngen über mehrere Jahrzehnte und skizziert insbesondere die Leben, die von zwei totalitären Regimen geprägt sind. Die Künstlerfamilie Baselitz spielt hierbei eine Rolle.
Das Cover ist in warmen Farben gestaltet, man stolpert über die Laternen auf einem Acker, der tiefe Furchen aufweist, "Lebensfurchen", im Hintergrund eine Kleinstadt.
Die 285 Seiten sind keine leichte Lektüre. Der Schreibstil ist nicht ausschweifend, eher minimalistisch. Letztlich geht es um eine Handvoll Personen (Jan, die Eltern, Baselitz, Karola und Renate), die wichtige Rollen bekleiden. Die Figuren sind zwar eindeutig akzentuiert und man meint, die Charaktere gut einschätzen zu können. Doch werden die Leser:innen eines besseren belehrt. Das Leben ist voller Überraschungen, in diesem Roman sind es eher die weniger erfreulichen, nämlich die, die tiefe Furchen im Leben von uns Menschen hinterlassen. Dabei stehen die handelnden Personen stellvertretend für eine ganze Generation, zumindest vielen davon.
Ich habe dieses Buch nicht geliebt, es teilweise nicht gern gelesen. Die Zeitsprünge, die aufkeimenden Unsicherheiten und auch unangenehme Begebenheiten machen aber gerade diesen Roman lesenswert.
Lukas Rietzsche gelingt es, einen Roman zu schreiben, den man manchmal weglegen möchte, den man aber dann doch nicht aus der Hand gibt. Warum? Weil "Raumfahrer" ein wichtiges Buch ist!
Für mich eines der wenigen Bücher, die ich möglicherweise mehr als einmal lesen werde.