Leerstellen der Geschichte

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mrschaosqueen Avatar

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Lukas Rietzschel hat mit Raumfahrer einen wundervollen und melancholischen Roman über den häufig unterschätzten Osten Deutschlands geschrieben.

Zunächst zum Äußeren: Das Cover, und vor allem dessen Typografische Gestaltung, wirkt sehr hochwertig und ansprechend. Auch die Farbgestaltung ist stimmig.

Der Autor hat einen sehr angenehmen und minimalistischen Schreibstil, was hier auch inhaltlich sehr gut passt. Der Roman lässt vieles ungesagt und setzt Leerstellen bewusst als rhetorisches Mittel ein. Dies kann manchmal etwas anstrengend wirken, wurde hier jedoch sehr kunstvoll umgesetzt, sodass es eher eine Sogwirkung entfaltet.

Vor den Nachwirkungen der DDR, das macht die Erzählung sehr deutlich, ist eben keiner sicher. Rietzschels Figuren müssen großteilig feststellen, dass sie ihre eigene Vergangenheit nicht so gut kennen, wie gedacht. Dennoch geht der Autor sehr liebevoll mit seinen Figuren um, arbeitet viel über Andeutungen und lässt die unangenehme Wahrheit für lange Zeit in der Schwebe.

Ein insgesamt ganz toll geschriebenes Buch, das einem die DDR und ihre Bewohner noch einmal auf ganz andere Art und Weise näher bringt.