Raum und Zeit

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solveig Avatar

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Was verbindet Jan, einen jungen Krankenpfleger aus der kleinen Stadt Kamenz in der Lausitz, mit einem seiner Patienten, der seine Kindheit und Jugend noch in der DDR verbrachte? Der „Alte" nötigt dem jungen Mann, der bereits im wiedervereinten Deutschland geboren wurde, einen Karton mit Schriftstücken auf, die dieser eher widerwillig in Empfang nimmt. Widerstrebend widmet sich Jan den Unterlagen und entdeckt nach und nach, welcher Art die Beziehung zwischen ihren Familien ist.
Rietzschel spannt in seinem Roman einen weiten Bogen von der Nachkriegszeit über das geteilte Deutschland bis in die Gegenwart hinein. In schlichten Sätzen, die alltäglich scheinen, und mit nur spärlichen Beschreibungen, Andeutungen, oft nur zwischen den Zeilen, gelingt es ihm dennoch hervorragend, die Auswirkungen von Politik und Geschichte auf einzelne Bürger und ihr Leben zu verdeutlichen. Vergangenheit und Gegenwart durchmischen sich; wie bei einer Spurensuche werden alte und neue geschichtliche Vorgänge wechselweise erzählt, um schließlich zu einem vollständigen Bild verbunden zu werden. Ebenso skizzenhaft aber effektiv beschwört der Autor die triste Atmosphäre einer Kleinstadt in der Lausitz, in der junge Menschen wie Jan keine Zukunft mehr sehen.
Der Roman weckt viele Emotionen im Leser - und lässt ihn mit einem leichten Unbehagen zurück, das zum Weiterdenken anregt.