Schwebezustand

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bookslove1511 Avatar

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Der Krankenpfleger Jan, der 1989 nach der Wende geboren ist, kennt die DDR-Zeiten aus dem Geschichtsunterricht, nur die Folgen sind für ihn spürbar. Auf der Einkaufstrasse stehen die Hälfte die Geschäfte leer, in damaligen Neubauwohnungen wohnt kaum jemand und bald wird es auch Jans Krankenhaus schließen. Er wohnt mit seinem Arbeitslosen Vater zusammen, wo er ihm jeden Abend mit einem warmen Feierabendbier erwartet dafür aber viel schweigt. Trostlosigkeit, Vergangenheitsbewältigung, Armut und Sprachlosigkeit bestimmen Jans Leben. Doch plötzlich taucht ein alter Mann, zeigt ihm ein Foto und macht eine Bemerkung über seine Eltern. Ob Jan will oder nicht, muss er jetzt mit der Vergangenheit konfrontieren....

„Mutter, Vater. Für Jan waren sie Raumfahrer. Schwebten in einer Zwischenwelt, ihrem Ausgangspunkt entrissen. Während sie schwebten, hatte sich die Welt schon ein Dutzendmal weitergedreht.“

Und ich war mittendrin in diesem Schwebezustand! Denn Rietzschel's Erzählstil war für mich sehr sprunghaft. Mal war ich mit Jan hier im Ort, mal reiste ich mit seinen Gedanken in seine Kindheit. Dann kommt der nächste Protagonist und erzählt von Eigenendkindheit, von Nachkriegszeit, Mauerbau, Nachwendezeit und alles im Wechsel in sehr kurzen Kapiteln. An stattdessen solche kurze bruchstückhafte Aufbau, hätte ich mir lange aber strukturierte Handlung gewünscht. Zwischen so abrupt wechselnde Themen und Zeiten sind die Figuren mir ferngeblieben.

Ein Roman der mich trotzt seiner starken Sprache nicht erreicht hat aber sicher seine Leserschaft finden wird.