Konnte mich trotz grandioser Idee leider nicht abholen

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jamaex Avatar

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Heiligabend - viele Familien und Freunde sitzen und feiern zusammen, bei den meisten läuft es jedes Jahr sehr ähnlich. Dieses Jahr aber stellt eine Ausnahme dar, denn plötzlich ist sie auf jedem Sender und in aller Munde: die Reality Show. Zehn einflussreiche Personen werden hier live für einige ihrer, der Gesellschaft unbekannten, Missetaten und Erfolgsstrategien an den Pranger gestellt und die Zuschauer entscheiden über die Konsequenzen für diese.

Anne Freytag ist eine großartige und hochgelobte Autorin und auch der Klappentext hört sich wahnsinnig vielversprechend an, weshalb ich mich sehr auf dieses Buch gefreut habe. Leider leider leider konnte es mich dann aber nicht wirklich abholen.. und Grund dafür sind im Wesentlichen zwei Punkte:

Zunächst kommen mir viel zu viele Personen vor, da auch den Zuschauern der Reality Show und ihren Umstände zwischendurch immer wieder Kapitel gewidmet werden. Dazu noch die zehn Show-Teilnehmer und auch noch die - gar nicht so wenigen - Macher der Show. Letztere benutzen ab einem gewissen Zeitpunkt nur noch Codenamen, was die Verwirrung aufgrund der Vielzahl an Namen nur noch schlimmer macht. Immer wieder musste ich das Lesen pausieren um nachzudenken um wen es hier eigentlich grade geht bzw. wer die Person nochmal ist und was ich schon über sie weiß.

Außerdem habe ich mir irgendwie mehr von der "Show" erhofft, denn die Idee finde ich wirklich grandios! Leider stand aber der Weg bis zur schlussendlichen Durchführung dieser im Vordergrund und nicht die Show und die "Vergehen" der Teilnehmer. Das war zwar auch interessant, hat aber, genauso wie die dazwischengeschobenen Kapitel über die Zuschauer, der Sache für mich irgendwie die Spannung genommen. An keiner Stelle im Buch kam ich an den Punkt, an dem ich unbedingt noch ein nächstes und noch ein nächstes Kapitel lesen muss. Und auch das Ende war mir dann zu abrupt, vor allem wenn man bedenkt wie viele Seiten mit eigentlich unwichtigen Dingen gefüllt waren.


Trotz dieser zwei großen negativen Punkte kann ich dem Buch nicht weniger als drei Sterne verleihen. Die Idee ist wie gesagt wirklich grandios und auch mal was erfrischend neues. Und auch wenn ich wegen meiner sehr hohen Erwartungen etwas enttäuscht gewesen bin, kann ich nicht leugnen dass es sich um ein gutes Buch handelt. Es werden aktuelle und gesellschaftlich relevante Themen in realistischen Szenarien aufgegriffen, die auch den Leser zum Nachdenken anregen. Davon hätte ich gerne mehr gelesen. Der Schreibstil ist, wie von der Autorin gewohnt - flüssig, aktuell und anschaulich und auch die Kapitellängen sind angenehm.

Wer einen hochspannenden Thriller/Krimi sucht, der wird hier vermutlich nicht überzeugt. Das Buch stellt für mich eher einen (aufgrund der vielen Personen und Sprünge) etwas anspruchsvolleren Roman dar, den man lesen kann aber nicht unbedingt muss.