Nicht stimmig

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raschke64 Avatar

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Heiligabend. Doch statt eines beschaulichen Fernsehprogramms erleben die Menschen die sogenannte Reality Show. Dort sollen die zehn einflussreichsten Menschen Deutschlands entlarvt werden. Ihre Geheimnisse sollen angeprangert werden und sie sollen sich für ihre Taten verantworten. Die Menschen vor dem Bildschirm sollen über schuldig oder unschuldig und die entsprechende Strafe abstimmen.

Vom Grunde her hat das Buch eine unheimlich interessante Story. Wer würde nicht gern mal über die so genannten reichen und einflussreichen Menschen urteilen. Das Problem ist nur, dass damit praktisch eine Art Selbstjustiz vorgeschlagen wird. Gut, das ist in einem Buch machbar. Die positiven Seiten an dem Buch sind die relativ kurzen Kapitel und der zumindest reichlich vorhandene Unterhaltungswert. Wenn mir auch vieles nicht ganz stimmig erschien. Die Idee zur Show haben drei junge Leute, die selbst aus reichen Häusern stammen und niemals Not kennengelernt haben. Sie wollen quasi für alle Leute sprechen und entscheiden. Schon das war für mich schwierig. Doch dann wechseln die Kapitel zwischen Gegenwart und Vergangenheit, die so genannten Opfer/Täter werden ausführlich vorgestellt, die Macher der Show agieren unter echtem Namen (Vornamen, teilweise Nachnamen), aber auch unter den so genannten Decknamen. Alles in allem ein ziemliches Wirrwarr. Irgendwann habe ich aufgegeben, die entsprechenden Personen zuordnen zu wollen. Dazu kommt die zum Teil sexistische Sprache und entsprechende Ansichten bzw. auch die oft verwendeten abwertenden Ausdrücke. Auch die so genannte Show wird relativ kurz angerissen. Dabei wäre gerade interessant zu wissen, welche Sachen angeprangert werden. Das Kapitel um die angeblich faire und biologische Textilherstellung war sehr interessant. Aber damit blieb es. Und warum ein Trainer, der sich an jungen Mädchen vergreift, einer der zehn wichtigsten Menschen Deutschlands sein soll, erklärt sich mir auch nicht. Das Ende kommt dann ziemlich abrupt und für mich nur in Teilen verständlich. 1 % der Menschen besitzen mehr als 99 % der anderen Menschen, das Geld wird umverteilt. Damit war es das dann? Für mich unlogisch, denn die Überweisungen sind nachvollziehbar und werden garantiert rückgängig gemacht werden können. Und was der Trainer verbrochen hat, ist mit Geld nicht auszugleichen. Alles in allem fällt es mir schwer, eine wirkliche Leseempfehlung auszusprechen. Das Buch ist gut lesbar und unterhält über weite Teile, gibt einige gute Anregungen, man hätte aber mehr draus machen können.