Gestört

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melange Avatar

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Zum Inhalt:
Am Mittsommertag wird in den Schären ein Massaker an einer feiernden Gruppe verübt und einzig die Tochter des Gastgebers überlebt den Anschlag. Die Ex-Kommissarin und Schriftstellerin Julia ist nicht nur als erste am Tatort, sondern kennt eines der Opfer seit Kindertagen. Deshalb mischt sie sich mehr oder weniger ungefragt in die Ermittlungen ein, welche ihr Exmann leitet. Unterstützung erfährt sie von Kim, einem Hacker, den sie wegen einer Buchidee kennen- und irgendwie lieben gelernt hat.

Mein Eindruck:
Normalerweise ist es ermüdend bis ärgerlich, wenn die Charaktere eines Buches allesamt mit wie auch immer gearteten Defiziten ausgestattet sind, aber John Ajvide Lindqvist baut diese Störungen relativ unauffällig ein. Glücklicherweise ist seine Schilderung eines Kriminalfalls nicht nur spannend, sondern sehr oft mit einem feinen Humor ausgestattet, Die Jagd nach der Wahrheit führt über die ganze Welt und die Schauplätze erscheinen farbenfroh und glaubwürdig vor dem geistigen Auge. Showdown und Auflösung sind spannend und in Teilen unerwartet und die Charaktere besitzen Tiefe und interessieren auch als Möglichkeit, im zweiten Teil wieder aufzutauchen. "Refugium" ist somit fast perfekt als Auftakt einer Reihe. Fast, denn zwei Punkte (ver)stören: Das Hoch auf die Selbstjustiz und ein sexueller Übergriff, den sich der Autor gut hätte verkneifen können, da er nicht nur wie ein Fremdkörper, sondern auch noch wie eine Rechtfertigung wirkt.

Mein Fazit:
Spannend, in Teilen fragwürdig