Mir haben die Protagonisten gut gefallen, dafür konnte mich der Thrillerteil nicht ganz abholen

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spannungsjaegerin Avatar

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Ich habe mich sehr auf den vielversprechenden neuen Thriller von John Lindqvist gefreut und nach dem ansprechenden Klappentext hat es nicht lange gedauert bis ich mich in das Buch gestürzt habe.

Zunächst sind mir die beiden Protagonisten Kim Ribbing und Julia Malmros immer mehr ins Auge gefallen, denn der Autor nimmt sich sehr viel Platz die beiden auf eine umfangreiche Art darzustellen. Beide Protagonisten bieten auch sehr viel Erzählstoff und ich habe die unterschiedlichen Charaktere mit Neugier verfolgt. Kim Ribbing wird von seiner Vergangenheit verfolgt und bei Julia Malmros überschlagen sich die Ereignisse rund um ihr neuen Krimi. Die beiden versuchen sich durchzuschlagen, doch als sie aufeinander treffen, steht ihr Leben noch mehr auf dem Kopf als ohnehin schon. Mir hat es zunächst sehr gut gefallen, die beiden zu verfolgen, denn sie bringen sehr viel Stoff für die Geschichte mit und der Autor weiß alles auf eine gelungene Art darzustellen und voran zu treiben. Beim Lesen hatte ich manchmal das Gefühl einen nüchternen Blick auf die beiden Figuren zu erhalten, aber irgendwie hat mir das sehr zugesagt. Auch wenn der Verlauf in dem Punkt vielleicht nicht unbedingt unvorhersehbar ist, halten die beiden mit ihren Gedanken doch die ein oder andere Überraschung bereit. Mit jedem Kapitel bauen die beiden einen immer größeren Sog auf: Erzählperspektive wechselt sich zwischen den beiden, wodurch beide einen guten Blick bekommen. Im Verlaufe der Geschichte gibt es aber auch noch andere Perspektiven, die eingebaut werden.

Die beiden Figuren konnten bei mir aufjedenfall Punkten, wäre da nicht noch der Fall um die grausame Hinrichtung auf einer Feier, bei der nur ein junges Mädchen überlebt hat. Nach dem Prolog hat es etwas gedauert bis die Geschichte sich weiter damit beschäftigt und als es soweit war, kam die Geschichte für mich nochmal in Schwung. Mir hat es gut gefallen, wie es nach und nach neue Verstrickungen gibt, die ich zunächst so nicht erwartet hätte. So bekommt Astrid Helander, die als einzige überlebt hat, eine besondere Aufmerksamkeit, die ich gerne mochte. Der Fall wird auf den weiteren Seiten recht unterschwellig bearbeitet und bringt ein aktuelles Thema mit. Für mich kamen die Ermittlungen neben den Figuren deutlich zu kurz. Dem Leser werden zwischendrin neue Informationen gegeben, die nach und nach ein Geflecht von Handlungen aufdecken, die über ein gewisses Maß hinaus gehen. Ich konnte die ganzen Verbindungen nicht ganz nachvollziehen und wurde leider auch durch das Thema und die Akteure an sich schnell abgehängt. Ich gehöre von dem Thema leider einfach nicht so recht zu der Zielgruppe, wodurch mich der Thriller nach und nach etwas verloren hat. Mit der, wie ich finde, recht anspruchsvollen Gestaltung fand ich den Verlauf und den Aufbau trotzdem authentisch und gut umgesetzt. Das Ende war für mich undurchschaubar und hält Auflösung bereit, mit der ich nicht gerechnet hätte und die sehr gut zur Geschichte passt.

Der Schreibstil hat es mir mit recht kurzen Kapiteln leicht gemacht, bei der Geschichte zu bleiben, auch wenn mich der Thrillerteil, der neben dem Anfangsszenario ruhig mehr Thrill vertragen hätte, nicht so ganz fesseln konnte. Die Figuren machen eine greifbare Entwicklung durch, die auch in den nächsten beiden Teilen sicher nicht langweilig wird. Auch wenn mich es die Geschichte bei mir nicht ganz geschafft hat, mich am Ball zu halten, war für mich mit jeder Seite das Potenzial spürbar. Wer einen Thriller sucht, der einen starken Blick auf die Figuren legt, die auf ihre Art ganz besonders sind und nicht zu kurz kommen, der macht mit diesem Buch nichts falsch. Der Thriller Teil war für mich gut, wenn auch nicht das richtige Thema und auf den 500 Seiten wurde es mir doch manchmal etwas langweilig. Von mir gibt es 3.5 Sterne und eine Empfehlung in Klammern.