Da hätte man mehr draus machen können

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egan80 Avatar

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Kurz vor Weihnachten, und mitten in den Folgen eines gewaltigen Schneesturms, macht sich Tom auf den nach Sunderland, um seinen kranken Sohn Luke für das Weihnachtsfest nach Hause zu holen.
Unterwegs mit dem Auto, sich durch den Schnee und das allgemeine Chaos voran kämpfend, hat Tom Zeit über sein Leben und das Verhältnis zu seiner Frau und den gemeinsamen Kindern nachzudenken.

Insbesondere kehren seine Gedanken wieder zu seinem ältesten Sohn Daniel zurück - und zu den Problemen, die sich im Laufe der Zeit zwischen Daniel und seine Familie gedrängt haben.

“Reise durch ein fremdes Land” ist Roman auf zwei Ebenen: einerseits die offensichtliche Handlung, die Autoreise durch eine verschneite weihnachtliche Landschaft, andererseits die innere Gedankenwelt Toms, der in Erinnerungen zu früheren Erlebnissen und Gesprächen zurückfindet. Diese innere Bühne repräsentiert dabei die eigentliche Handlung. Das Äußere, die Winterreise, ist nur notwendige Monotonie, um Tom die nötige Gedankenfreiheit zu verschaffen (er könnte auch einen Langstreckenflug absolvieren, oder eine lange Zugreise machen).

Leider funktioniert dieses Konstrukt aber in “Reise durch…” nicht besonders gut. Die äußere Handlungsebene drängt durch kleinere Ereignisse zu sehr in den Vordergrund, ist aber gleichzeitig zu belanglos und langweilig, um den Roman zu tragen.

Die innere Gedankenwelt Toms andererseits bietet das Potential, echte emotionale Tiefe zu erkunden, verschenkt dieses aber komplett, da David Park hier Tom nicht erlaubt, tatsächlich seine eigenen Emotionen zu ergründen. Statt dessen ist auch diese zweite Ebene eher beschreibend angelegt, und schafft als solche ebenfalls nicht die notwendige Komplexität und Reife, um “Reise durch…” zu einem befriedigenden Finale zu verhelfen.

Was bleibt also? “Reise durch ein fremdes Land” ist zum Glück ein dünner Roman; die magere Handlung, kombiniert mit dem Unwillen, die vorhandenen zwischenmenschlichen Spannungen wirklich zu erkunden, machen auch beim besten Willen keine Lust auf mehr.