Der verlorene Sohn

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gabriele 60 Avatar

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Tom ist davon überzeugt, als Vater versagt zu haben. Um das wieder gut zu machen, begibt er sich bei extremem Schneefall auf den nicht ungefährlichen Weg quer durch Nordengland, um Luke, seinen zweiten Sohn, an Weihnachten nach Hause zu holen.
Von Belfast bis Sunderland hat der Fotograf über 250 Meilen lang Zeit seinen Gedanken nachzuhängen; nur unterbrochen von Telefonaten mit seiner Frau Lorna, seiner Tochter Lilly und Luke. Doch was ist mit Daniel? Warum taucht er plötzlich auf und verschwindet wieder?
Tom, der als Fotograf die Welt vor allem durch die Linse seines Fotoapparates sieht, scheint eine schwere Schuld sich mich herumzutragen.
„Ich muss Daniels Geschichte für mich behalten, muss verhindern, dass einer ein anderes Narrativ findet, eine andere Lesart überstülpt, denn ich bin es, der sie begreifen muss.“

Während des Lesens saß ich bei Tom im Auto, sah die schneebedeckte Landschaft und hörte die Stimme des Navis. Für mich war es spannend, Tom zu begleiten und seinen Gedanken zu lauschen. Sie mäanderten durch seinen Kopf, so wie sie es gerne tun, wenn man eine mehr oder weniger langweilige Tätigkeit ausführt. Nur, dass sie schwerwiegender waren und um eine Schuld kreisten, die der Leser erst spät nachvollziehen kann.
Gerade diese Innenansichten waren es, die mir an diesem Buch so sehr gefallen haben. Wann kommt man einem Menschen schon so nah? Gedanken sind ehrlich, die lassen sich nur schwer so hindrehen, dass man selbst gut davonkommt. Wer sie kennt, kann den Nächsten besser einschätzen. Ich litt mit Tom an seinen Erinnerungen, die sich nicht verändern ließen.

Fazit: Ein Buch, das mich tief beeindruckt hat und sicher nicht so schnell in Vergessenheit gerät.