Fahrt im Schnee

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nonostar Avatar

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Tom ist auf dem Weg zu seinem Sohn, der kurz vor Weihnachten krank und alleine in seiner Wohnung liegt. Durch verschneite Straßen und Landschaften fährt Tom von Nordirland nach Sunderland und erinnert sich dabei an sein bisheriges Leben mit allen Höhepunkten und Tiefen.

Tja, ich hatte nach all den guten Bewertungen einiges erwartet, viel Gefühl und das Auseinandersetzen mit dem Leben und der Frage, ob man Mitschuld am Lebensweg anderer trägt. Leider blieb mir die Erzählstimme des Vaters jedoch lange Zeit viel zu unpersönlich und v.a. uninteressant. Er erinnert sich in Form von Bildern an sein bisheriges Leben, schildert, das Kennenlernen seiner Frau, seltsame Begegnungen mit einem ehemaligen Rivalen, Momente mit seinen Kindern. Es bleibt jedoch immer beim Beschreiben des Bildes, ein Gefühl für die Situation kommt dadurch überhaupt nicht auf. Unterbrochen wird sein Gedankenkarussel von Telefonaten mit der besorgten Frau oder dem kranken Sohn, Gesprächen mit der Stimme des Navis (?!) und immer wieder auch Monologe, die an seinen zweiten Sohn gerichtet sind.

Nach und nach kristallisiert sich heraus, dass etwas geschehen ist mit der Familie, etwas an dem sich Tom die Schuld gibt und das ihn innerlich quält. Was genau erahnt man zwar, doch Gewissheit bekommt man erst am Ende. Diese Szenen kurz vor Ende waren für mich auch das beste am Buch, es entwickelte sich endlich die Intensität, die so viele gelobt haben. Alles in allem war "Reise durch ein fremdes Land" für mich jedoch eher eine Enttäuschung. Die Geschichte ist relativ handlungsarm, was prinzipiell nichts schlechtes ist. Doch die Personen bleiben so oberflächlich und vage, dass sie nicht durch die knapp 200 Seiten tragen, sondern führten dazu, dass ich immer genervter Toms Weg verfolgt habe. Die angekündigte sprachliche Intensität ist nicht zu mir durchgedrungen, viel mehr fand ich die sehr ausschweifenden Beschreibungen oft zu übertrieben und langatmig ohne wirklich etwas mitzuteilen. Der Schluss entschädigt ein bisschen, doch würde ich das Buch nur bedingt empfehlen.