Kein Weg zu weit

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suse9 Avatar

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Ein Schneechaos führt dazu, dass alle Flüge gecancelt wurden und das vor Weihnachten. Tom setzt sich kurzerhand ins Auto, um seinen fiebernden Sohn Luke abzuholen und nach Hause zu bringen, damit die Familie das Fest gemeinsam begehen kann. Die Fahrt dauert lang und ist mühsam. Nur selten begegnet er jemandem. Die beste Zeit also, um seinen Gedanken freien Lauf zu lassen und sich Zweifeln und Ängsten zu stellen. Die Frage ist nur, ob Tom da auch will und wohin das führt.

Ich muss gestehen, dass ich den Klappentext nicht aufmerksam genug studiert habe. Es gibt einige Themen, über die ich ungern einen Roman lese. Als ich jedoch bemerkte, wohin mich die Reise mit Tom führen würde, war es bereits zu spät, denn der Autor hatte mich mit seiner Art, die Gedanken des Protagonisten offen zu legen, schon überzeugt. Er führt den Leser tief ins Innere und beschreibt Freude und Hoffnung aber auch Trauer und Mutlosigkeit. Mit aller Kraft versuchte ich, beim Lesen auf Distanz zu bleiben, was mir jedoch durch den Sog der Worte misslang. Es muss schwer sein, einen ganzen Roman in der Gedankenwelt eines Protagonisten spielen zu lassen, ohne sich im Kreis zu drehen, rumzuschwafeln oder Seiten zu schinden. Aber genau das ist dem Autor gelungen. Auch schwingt er sich nicht auf, über den Dingen zu stehen. Er deckt menschliche Schwächen auf, ohne sie zu verurteilen, benennt Fehler, lässt aber die Frage nach dem besseren Weg offen.

David Park zeigt, wie das Leben ist und dass es klein Richtig oder Falsch gibt. Wer hat schon für alles eine Lösung?

Der Roman liefert keine Hollywood-Vorlage, aber jeder, der mutig genug ist, Tom auf seinem Weg zu seinem Sohn zu folgen, findet ein Stück Hoffnung. Das Buch macht nachdenkelich, spendet aber auch Trost.