Leise und berührende Erzählung

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bea20 Avatar

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„Reise durch ein fremdes Land“ ist eines der stillen und feinen Bücher, die berühren und die man nicht so schnell wieder vergisst. Es braucht weder eine wendungsreiche, aufregende Handlung noch viele schillernde Figuren, sondern es besticht durch eine bildhafte, teilweise poetische Sprache und einen schonungslos ehrlichen Einblick in die Seele des Ich-Erzählers und Familienvaters Tom.

Wenige Tage vor Weihnachten und in Mitten eines heftigen Wintereinbruchs macht sich Tom mit dem Auto auf den beschwerlichen Weg in den Norden Englands, um seinen mittleren Sohn, der in Sunderland studiert und dort kränkelnd in seinem Studentenzimmer festsitzt, nach Hause zu holen. Seiner Frau und ihm ist es wichtig, dass die Familie in diesem Jahr an Weihnachten zusammen ist. Welche Tragödie die Familie erfahren musste, bleibt für den Leser lange ungewiss. Tom, der hauptberuflich, aber nicht sehr erfolgreich als Fotograf arbeitet, erinnert sich auf der langen Fahrt anhand von inneren Fotos an seine eigene Kindheit und Jugend, an das Kennenlernen seiner Frau, die Gründung seiner Familie mit drei Kindern und seine Rolle als Vater. Er hält Zwiesprache mit dem ältesten Sohn, hadert mit seinen getroffenen Entscheidungen und falschem Verhalten in seiner Rolle als Vater und Ehemann und ist aufrichtig verzweifelt ob der schmerzhaften Erinnerungen, die ihn auf der Reise zu seinem Sohn ereilen. Fremd ist ihm das verschneite Land, durch das er reist und fremd ist er sich selbst im Laufe der Jahre auch geworden. Sensibel und ehrlich reflektiert Tom sein Leben und seine persönlichen Versäumnisse und Schwächen.

Ich war beim Lesen an vielen Stellen sehr berührt, habe oft Mitgefühl empfunden und war insgesamt von dem Schreibstil des Autors sehr beeindruckt. Auch das Cover des Buches passt perfekt und trägt dazu bei, dass ich für dieses Buch eine unbedingte Kauf- und Leseempfehlung aussprechen kann.