Poesie des Schmerzes...

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mike nelson Avatar

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Was zunächst einzig wie eine Abholaktion scheint, um den jüngeren Sohn Luke - der leicht erkrankt in der Stadt wohnt, wo er studiert - zu Weihnachten gut versortgt zu Hause zu wissen, entpuppt sich als eine Reise in die Vergangenheit, bei der es um weit Größeres geht, nämlich um die Verarbeitung des Todes des älteren Sohnes Daniel. Der Vater und Fotograf Tom hat sich mit seinem Auto bei Schneefall auf eine Reise begeben, die sich sehr bald als eine Reise in die Vergangenheit und auch hinein in den Schmerz entpuppt. Es wird von Seite zu Seite deutlicher, dass die Rückholung des jüngeren Sohnes Luke über Weihnachten der verzweifelte Kompensationsversuch dafür ist, dass der ältere Sohn Daniel verloren gegangen ist. Und unterwegs rettet Tom selbst eine Lehrerin, die durch die Schneeglätte von der Straße angekommen ist - die Rettung einer Fremden ist gelungen, die Rettung des eigenen Sohnes aber gescheitert. Und als am Ende Toms Navi sagt "Sie haben ihr Ziel erreicht", ist es Tom mit einem letzten kleinen Umweg hin zu einer übergroßen Engelsstatue gelungen, seinen Toten Sohn Daniel zu verabschieden, indem er die letzten, nie gezeigten Fotos von seinem Sohn auf seiner Kamera löscht: "Die Leute verstehen nicht, was ein Foto ist. Sie glauben, es würde den Augenblick einfrieren, dabei befreit es ihn aus der Zeit. Was die Kamera erfasst hat, tritt für immer heraus aus dem unaufhaltsamen Lauf der Zeit." Eine Reise zur persönlichen Schuld, eine Reise, um am Ende doch noch die Versöhnung zu finden. Welch intensive, vorweihnachtliche Lektüre.