Reise durch die Gedankenwelt eines Vaters

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justm. Avatar

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Wer sich vom eigenen Gedanken-Karussell ablenken und dafür lieber auf dem eines Anderen, eines Fremden, mitfahren möchte, der sollte unbedingt zu David Parks "Reise durch ein fremdes Land" greifen.

Die knapp 200 Seiten sind nämlich nichts anderes, als das: die Gedanken eines Vaters auf der langen Reise durch Eis und Schnee zu seinem Sohn. Der ist nämlich krank an seinem Studienort und soll das bevorstehende Weihnachts-Fest im Kreis der Familie feiern.

Beinahe das ganze Buch ist eine kompakte Masse an Text, die nur wenige Male durch Absätze unterbrochen wird.
Das zwingt einen beim Lesen schon fast dazu das Buch in einem Rutsch zu lesen, doch dafür ist es einfach nicht "locker genug" geschrieben.

Es gibt, zum Teil erratische, Gedankensprünge, die man als Leser*in mitmachen muß, um nicht aus dem, nur schwer zu findenden, Lese-Rhythmus zu kommen; von Themen wie dem Nord-Irland-Konflikt, über ganz normale Alltagsprobleme bis hin zur Religion ist von (fast) allem etwas dabei.
Das, genau wie die geographischen Beschreibungen, die wahrscheinlich eher Ortskundigen etwas sagen, von mir aber gegoogelt werden mußten, macht das Buch leider trotz der Kürze zu keiner leichten Lektüre.

Die eigentliche "Problematik" des Vaters bzw. die eigentliche Geschichte des Buches läßt sich schon nach wenigen Seiten erahnen und hätte daher wohl kürzer gehalten werden können.

Und auch wenn ich der Sache mit dem Gedanken-Karussell, das hier mit Hilfe von Bildern - sinnig bei einem Protagonist, der Fotograf ist - versinnbildlicht wird, einiges abgewinnen kann, so ist es dann doch wie anfangs bereits geschrieben:
Nur wer bereit dazu ist, sich im Kopf eines anderen Menschen zu verirren, der ist hier richtig. Alle Anderen, oder die mit ihrem eigenen schon genug zu tun haben, sollten eher die Finger davon lassen.