Reise zu sich selbst

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Autor David Park gelingt in seinem Roman „Reise durch ein fremdes Land“, eine Ausnahmesituation in den Mittelpunkt zu stellen. Der Protagonist ist von Beruf Fotograf, verheiratet, Vater dreier Kinder, von denen zwei erwachsen sind und eine Tochter noch jünger. Ausgangspunkt der Geschichte ist, dass der Vater seinen studierenden Sohn von seinem Studienort mit dem Auto nach Hause holen soll. Der Sohn hat eine Grippe o.ä. und soll diese zuhause auskurieren.
Es liegt Schnee, der Vater ist viele viele Stunden unterwegs. Der Autor stellt es klug an, die Schneelandschaft zur Fokussierung auf den Kerngehalt des Romans zu nutzen. Wer kennt nicht das Gefühl, dass Schnee die Umgebung verändert, sie leise macht, so dass man Geräusche wahrnimmt, die es sonst nicht gibt oder die vom Alltagslärm übertönt werden. Genau diese Gefühlsgeräusche erlebt der Fotograf bei seiner Fahrt durch die Schneelandschaft. Er trifft einige wenige Personen unterwegs. Eine junge Frau auf der Fähre, eine verunfallte ältere Dame am Straßenrand. Diese öffnen ihm seine Gedanken, um an etwas tief verborgenes zu gelangen, dass den anderen Sohn betrifft. Zwischendurch telefoniert oder schreibt er mit seiner Frau, der Tochter und dem nur noch leicht erkrankten Sohn.
Auf nur 190 Seiten seziert Park das Leben des Fotografen, schält sich Schicht für Schicht an den Kern seines schlimmsten Lebenserlebnisses. Es stellt sich die Frage von Schuld oder Verantwortung. In einer klaren, wenig schnörkellosen Sprache, sind wir gefühlt auf dem Beifahrersitz im Auto des Fotografen und möchten ihm zurufen: „Öffne Dich, es geht Dir dann besser“. Und es gelingt ihm in einer angemessenen und für ihn aushaltbaren Weise.
Ein gutes und Augen öffnendes Buch, das ohne Kapitel auskommt. Das Cover zeigt uns den Weg durch den Schnee zum Ort der Erkenntnis!
Eine klare Leseempfehlung!