Stille Treppe der Gegenwart

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"Kurz vor Weihnachten macht sich Tom auf den Weg, seinen kranken Sohn Luke abzuholen. Dieses Jahr muss die Familie unbedingt zusammen sein. Toms Fahrt durch die tief verschneite Landschaft ist auch eine Reise durch sein Leben als Mann, Ehemann und Vater und der Versuch, den schmerzhaftesten Verlust, den ein Vater erfahren kann, zu bewältigen." (Klappentext)

Leise rieselt der Schnee durch diesen wärmenden Roman, um den Leser mit einer schützend weißen Decke zu ummanteln. In motorisch verkrampft vorangleitender Bewegung schafft Tom es - ohne sein in naher Zukunft liegendes Ziel zu vergessen - inne zu halten, um still und zitternd vom Treppenabsatz in die tiefen seiner Gegenwart zu blicken. Unmittelbar steigen wir, seinen Erinnerungen folgend, hinab, in die tief versiegelten Truhen seines Bewußtseins, und suchen am maroden Geländer halt, wenn seine selbstreflexiven Schneestürme, aufkeimend aus dem Dickicht des Selbstzweifels, wirbelnd in stiller Suche nach Erneuerung die Erzählung aufwühlen.

Mit sprachlich durchdringender Eleganz, so klar und weiß wie unberührter Schnee, beseelt der Autor die Reise einer vergeblichen Suche nach Vergebung, sowie das Wiederfinden eines verloren gegangen Blickes - nämlich der Blick auf die Welt mit den Augen eines Kindes:

"Deine Hände, als ich dich zum ersten Mal hielt und staunte,..., die Hände meines Sohnes, Verkörperung des Lebens...Nichts ist der Wucht dieser Empfindung auch nur nahe gekommen. Nicht das Fotoalbum, nicht die Rückgabe an die Erde." (186)