Der alte König in seinem Exil

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throki Avatar

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Wenn der Titel "Der alte König in seinem Exil" nicht schon bei einem anderen Buch von Arno Geiger vergeben gewesen wäre - hier hätte er auch gut gepasst. Hauptperson des Romans ist der König und Kaiser Karl V. (1500-1558), der Herrscher, in dessen Reich die Sonne nicht unterging. Zu seinem Herrschaftsbereich gehörten die österreichischen Erblande, die Niederlande, Spanien und Neapel genau wie die Besitzungen in eben entdeckten Amerika und die Philippinen. Nun ist er gezeichnet von Gicht und Malaria und hat sein Reich an seine Söhne Ferdinand und Philipp weitergegeben und sich selbst in eine Kloster zurückgezogen. Das alles sollte man wissen, wenn man diesen Roman von Arno Geiger liest, denn in dem Buch geht Geiger sehr sparsam mit den historischen Fakten um.
Am Ende seines Lebens macht sich Karl zusammen mit seinem elfjährigen unehelichen Sohn Geronimo auf zu einer Reise ans Meer nach Laredo. Sie erleben Langeweile und Abenteuer, Freundschaft und Feindschaft, Vertrauen und Nähe.
Mir hat das Buch wie alle anderen von Arno Geiger sehr gut gefallen. Es hat zwei Ebenen, einmal die Ebene der Geschichte und einmal eine Ebene dessen, was nicht unbedingt gesagt wird und in der Schwebe bleibt. Das macht auch den ungewöhnlichen Schluss besser verständlich. Was ist wirklich von Ruhm, Geld und Ehre geblieben, als Karl stirbt? Konnte er Liebe geben und Liebe empfangen oder blieb er immer der kalt berechnende Herrscher in seiner steifen schwarzen Uniform?
Geiger schreibt in einem bestechend schönen Stil, der die Leser mitten in die Geschichte zieht. Es ist das erste Buch, das Geiger in einem historischen Kontext geschrieben hat, aber kein historischer Roman im eigentlichen Sinne.
Allerdings hätte ich mir in einem Nachwort eine kleine historische Einordnung gewünscht. Aber man muss dann halt googeln...