Erinnerung als Schlüssel

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Der Thriller "Remember Mia" von Alexandra Burt zeigt schon im Titel (, der übrigens im Deutschen so beibehalten wurde, wie er in der amerikanischen Originalausgabe gewählt wurde,) das zentrale Thema, nämlich die Erinnerung an Mia, die Tochter der Ich-Erzählerin Estelle, die plötzlich eines Nachts aus ihrem Bettchen in einer geschlossenen Wohnung entführt wurde.

Estelle muss sich erinnern, um herauszufinden, was mit Mia passiert ist und um sie suchen und finden zu können. Das allerdings ist nicht leicht, denn Estelle liegt nach einem schweren Autounfall in Dover,einem Ort, der mehrere Autostunden Fahrt entfernt von ihrem Wohnort liegt, im Krankenhaus. Mittlerweile sind mehrere Tage vergangen, seit sie diesen Unfall hatte, denn sie lag mit ihren schweren Verletzungen mehrere Tage im Koma, und als sie aufwacht, ist sie immer noch schwer verletzt.
Die ganzen Umstände des Unfalls wirken merkwürdig, denn sie hat nicht nur den Unfall gehabt, sondern hat auch eine Schussverletzung, die nicht ursächlich von dem Unfall kommen kann. Außerdem kann sich niemand erklären, warum sie zu dem Zeitpunkt in Dover war.

Zunächst kann sich Estelle an nichts erinnern, Dann aber kommen einige Erinnerungen stückweise zurück, sodass sie sich zumindest an das Festellen des Verschwindens ihrer Tochter erinnert und an die Tatsache, dass sie daraufhin zur Polizei gegangen ist.

Ihr Ehemann Jack, der verständigt wird, wirkt seltsam unbeteiligt an ihrem Schicksal (" Ich starre in Jacks angespanntes Gesicht und suche in seinen Zügen nach irgendei- ner Art von Mitgefühl, doch alles an ihm ist distanziert: sein Anzug, seine Haltung, sein ganzes Gebaren" Seite 30), im Gegenteil, er unterstellt ihr, dass sie mit dem Verschwinden der gemeinsamen Tochter etwas zu tun hat: "»Ich hätte nicht wegfahren dürfen. Niemals. Du hast mich getäuscht. Du hast gesagt, es ginge dir gut, und ich habe dir geglaubt. Hast du sie irgendwo zurückgelassen? Sag mir, wo du sie gelassen hast.«" (Seite 32).
Es wirkt so, als wolle er seine Frau loswerden, denn er fordert sie auf, sich selbst in eine psychiatrische Anstalt einweisen zu lassen:»Ich habe hier eine freiwillige und zeitlich unbefristete Selbsteinweisung in eine psychiatrische Einrichtung, die du unterschreiben musst.«" (Seite 35).

Eigentlich wird die Geschichte aus der Sicht der Hauptfigur Estelle erzählt. Unterbrochen wird das durch gewisse dialogische Anteile, in denen man als Leser zwar erfährt, was der Gesprächspartner sagt, was dann aber gleich wieder aus Estelles Sicht kommentiert / bewertet / ... wird. Dies sorgt für Spannung, denn man beginnt, die Glaubwürdigkeit der Ich-Erzählerin zu hinterfragen: "»Du hast dich seltsam verhalten, seit Mia geboren wurde. Entweder habe ich zu viel gearbeitet oder zu lange geschlafen, ich konnte dir nichts recht machen. Allmählich glaube ich, dass das schon immer dein Plan war«" (Seite 33), so formuliert Jack.

Und wie passt dazu das Zitat aus "Alice im Wunderland", mit dem der Roman eingeleitet wird: "»Ich fürchte, mich selbst erklären, das kann ich nicht, Sir«, sagte Alice, »denn, wissen Sie, ich bin nicht ich selbst.«". Hat es etwas mit dem zu tun, was Estelle selbst über sich sagt: " Ich dachte, ich könnte die andere Frau hinter mir lassen, die Frau, die mein Leben an sich gerissen hatte. Doch sie kam mit." (Seite 32).

Ist Estelle die, für die man sie hält? Oder wird die ganze Zeit mit der Wahrnehmung der Leser gespielt?

Das Titelbild ist farblich schlicht, denn größtenteils ist es in schwarz-weiß gehalten, unterbrochen durch die gelbe Farbe in dem Autorennamen und dem Schmetterling, der als einziges Symbol das Titelbild ziert. Das passt zu der Aussage von Estelle über Jack: " In seiner Welt ist alles schwarz oder weiß." (Seite 34). Irgendwas stimmt in der Beziehung der beiden Eheleute nicht. Aber was?

Antworten darauf findet man in der Leseprobe noch nicht, insofern möchte man unbedingt weiterlesen...