Faszinierende Reise in das eigene Gedächtnis

Kann man ein Kind einfach verlieren? So, als ob man einen Gegenstand verlegt hat? Das ist schwer vorstellbar, aber doch scheint genau das Estelle Paradise passiert zu sein. Niemand glaubt ihr und auch sie selbst zweifelt an sich selbst, kann sich aber leider an nichts erinnern.
Gefunden wurde sie, schwer verletzt, in ihrem Auto am Fuße eines Abhanges, etwa drei Stunden von ihrer Wohnung entfernt. Ihre Tochter war nicht bei ihr und ist auch sonst nicht aufzufinden. Im Alter von sieben Monaten kann man sicher sein, dass ein Erwachsener wie auch immer die Hände im Spiel hatte. Aber war es die Mutter? Schwierig zu beurteilen, wenn sie es selbst nicht weiß. Die Öffentlichkeit hat allerdings ganz schnell eine Meinung. Von der erfährt Estelle zunächst nichts, wird sie doch auf Anraten ihres Mannes erst einmal in eine psychologische Klinik eingeliefert. Dort beginnt ein vorsichtiger Wettlauf mit der Zeit. Einerseits kann man die Patientin nicht überfordern, andererseits ist aber auch Eile geboten, wenn man Mia finden will.
Schicht um Schicht kommt langsam mit Hilfe von Dr. Ari zum Vorschein. Erstaunliches für Estelle und auch für den Leser, Spannung entsteht, weiß man doch nicht, ob Estelle Opfer oder Täterin ist. Wenn sie Täterin ist, hat sie das Mitgefühl des Lesers, denn sie befand sich in einer scheinbar ausweglosen Situation.Aber hat sie wirklich die Tat begangen? Wenn sie es nicht getan hat, wer dann? Und wie kann sie die Polizei dann auf die richtige Fährte führen? Oder ist diese inzwischen schon kalt?
Viele Fragen, die dem Leser auf der Seele brennen und die erst ganz langsam beantwortet werden. Was aber keinesfalls heißt, dass Langeweile entsteht. Im Gegenteil: Obwohl nicht wirklich viel passiert ist das eine super spannend erzählte Reise in das eigene Gedächtnis! Natürlich fragt man sich manchmal, zu was man selbst fähig wäre. Eigentlich können wir nur glücklich sein, das nicht zu erfahren!