Gelungene Mischung aus psychologischem Spannungsroman und Krimi

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Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
Eine junge Mutter kämpft darum, ihr Gedächtnis wiederzuerlangen - während die Welt sie für die Mörderin ihres Kindes hält.
Nach einem Autounfall erwacht Estelle Paradise im Krankenhaus und kann sich an nichts erinnern. Man hat sie in einer tiefen Schlucht aus dem Wrack ihres Wagens geborgen - schwer verletzt. Doch nicht alle Verletzungen stammen von dem Unfall: Es hat auch jemand auf Estelle geschossen. Wer? Nur sehr langsam dringt die wichtigste Frage in ihr Bewusstsein: Wo ist Mia, ihre sieben Monate alte Tochter? Sie war nicht mit im Unfallwagen. In einem schmerzlichen Prozess kehrt Estelles Erinnerungsvermögen zurück: Mia war schon drei Tage vor dem Unfall aus ihrem Apartment in New York verschwunden. Und Estelle wird auf einmal vom Opfer zur Hauptverdächtigen.

Autorin (Quelle: Info auf der hinteren Umschlagklappe)
Alexandra Burt ist in Fulda geboren und ging nach dem Studium der Betriebswirtschaft in die USA. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Texas und schreibt auf Englisch. Dies ist ihr erster Roman. mehr unter: www.alexandraburt.com

Allgemeines
Titel der Originalausgabe: Remember Mia
Erscheinungstermin: 22.April 2016 bei der dtv Verlagsgesellschaft als TB mit 384 Seiten
Gliederung: Vier Hauptteile mit insgesamt 29 Kapiteln, Zeitungsartikel als Prolog und Epilog
Ich-Erzählung der Hauptfigur Estelle Paradise
Handlungsort und -zeit: New York, ein Zeitraum von gut fünf Jahren in der Gegenwart

Zum Inhalt
Als Estelle Paradise schwerverletzt in einem Krankenhaus erwacht und erfährt, dass sie mit ihrem Auto in eine Schlucht gestürzt ist, kann sie sich an nichts erinnern. Ihre sieben Monate alte Tochter Mia war nicht mit im Wagen, allmählich dämmert es Estelle, dass ihre Tochter wenige Tage vor dem Unfall spurlos aus ihrer Wohnung verschwunden ist. Während Estelle in der Öffentlichkeit des Mordes an ihrem Kind verdächtigt wird, begibt sie sich nach ihrer körperlichen Genesung auf Anraten ihres mit der Situation überforderten Mannes in eine psychiatrische Klinik, um mit Hilfe eines Spezialisten ihre Amnesie zu überwinden. Bei der Aufarbeitung ihrer Kindheit und vor allem der jüngeren Vergangenheit muss sie sich erschreckenden Tatsachen stellen. Offenbar war ihr "Mutterglück" nicht so makellos, wie es dem Idealbild der Gesellschaft entspricht...

Beurteilung
Der Roman ist in vier Teile gegliedert, die mit Ausnahme der eingefügten Zeitungsartikel als Ich-Erzählung der Hauptfigur gestaltet sind. Dementsprechend betrachtet auch der Leser die Ereignisse aus einer eingeschränkten Perspektive. Für Estelle Paradise und für den Leser folgt mit den schrittweise freigelegten Erinnerungen aus dem Leben der Protagonistin ein Wechselbad der Gefühle. Obwohl ein schrecklicher Verdacht auf Estelle lastet, kann man nicht umhin, Mitgefühl für eine junge Frau zu empfinden, die in einer eigentlich alltäglichen, aber doch sehr belastenden Situation - auch von ihrem Mann - alleingelassen wird.
Die ersten beiden Hauptteile kann man dem Genre des psychologischen Spannungsromans zuordnen, die zweite Hälfte geht dagegen eindeutig ins Genre des Krimis, bzw. Psychothrillers über.
Die Handlung ist gut aufgebaut und (leider) auch weitestgehend glaubwürdig. Der flüssige und anschauliche Erzählstil mit seinen Spannungshöhepunkten im zweiten Teil macht es schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Auch die Setzung verschiedener Schwerpunkte in den Hauptteilen sorgt für Abwechslung und anhaltende Lesemotivation. Der Wechsel zwischen Estelles gegenwärtiger Situation und den Rückblenden erfordert beim Leser ein gewisses Maß an Konzentration.
Besonders gelungen ist die detaillierte Ausarbeitung der Persönlichkeit der Protagonistin. Die Autorin schildert eindringlich, wie die Mutterschaft auch einer Frau in komfortabler Lebenssituation zusetzen kann und welche Empathielosigkeit in der heutigen Gesellschaft Frauen entgegenschlägt, die ihre neue Rolle trotz bester Absichten nicht perfekt meistern können. Hier wäre es durchaus wünschenswert, dass die Leser sich eventuell vorhandener Vorverurteilungen bewusst werden und dass gewisse Tabuthemen (Nichterfüllung der gesellschaftlich vorgegebenen Rolle einer "perfekten Mutter") zur Diskussion gestellt werden.

Fazit
Eine gelungene Mischung aus psychologischem Spannungsroman und Krimi, ein beeindruckendes Debüt!
4,5 Sterne