Remember Mia

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Kein wütendes Gebrüll. Keine nass geweinten kleinen Babywangen. Ruhe! Doch dann …Mia ist verschwunden! Ganz langsam sickert diese schreckliche Erkenntnis ins Gedächtnis von Estelle. Doch warum und wohin verschwand ihre kleine sieben Monate alte Tochter mitsamt ihrer Kleidung, den Pflegeutensilien und ihren Milchflaschen? Diese Fragen kann sich Estelle nicht beantworten, denn sie leidet an einer retrograden Amnesie, die sie in Folge eines Autounfalls mit Schussverletzung, erlitt. Bewusst wird ihr nur, dass Mia schon lange vor dem Autounfall verschwunden war. Warum ist sie nicht zur Polizei gegangen? Ihr Mann Jack kann (oder will)ihr auch nicht helfen, er besucht sie nur einmal im Krankenhaus und macht ihr Vorwürfe. Erschwerend kommt hinzu, dass sogar die Polizei davon ausgeht, dass sie ihrer eigenen kleinen Tochter etwas angetan hat. Auf der Suche nach ihren verschütt gegangenen Erinnerungen, tauchen vor ihrem geistigen Auge, immer wieder Bilder von kleinen blutigen Händchen und Füßchen auf. Estelle ist schier am Verzweifeln und ertrinkt in Selbstvorwürfen. In dieser Situation, und um sein eigenes Ansehen als Anwalt nicht zu gefährden, lässt Jack sie in Creedmoor, einer psychiatrischen Anstalt unterbringen. Hier beginnt sie mit dem renommierten Psychiater Dr. Aris eine mehrmonatige Therapie. Doch kann er ihr helfen Mia zu finden?

Remember Mia, als Thriller ausgepriesen mit einem sehr gut gelungenen Cover, das mich als Thriller Fan gleich angesprochen hat. Doch dieses Buch ist für meine Begriffe kein Thriller, eher eine intensive Auseinandersetzung mit einer vorübergehenden psychischen Störung, gewürzt mit Krimi Elementen. Die Schilderungen einer jungen Mutter, die sich , ohne dass sie oder ihre Umwelt etwas davon ahnt oder mitbekommen will, in einer tiefen postnatalen (im Buch als postpartal bezeichnet, mir ist der andere Begriff nur geläufiger) Depression steckt. Alexandra Burt hat ihren Roman in unterteilt in vier Abschnitte, wobei der erste und letzte durchaus über Strecken spannend und fesselnd geschrieben ist. Die Beiden mittleren Teile behandeln in langen Abschnitten die psychologische Aufarbeitung des Unfalltraumas und der Erinnerungslücken. Das ist über weite Strecken zwar nicht uninteressant aber doch recht langatmig. Da diesen auch gänzlich die Spannungsbögen fehlen, würde ich das Buch insgesamt eher als Roman bezeichnen.
Sehr gut gefallen hat mir die Darstellung der jungen verzweifelten Mutter, ihre Fokussierung auf das Kind und Muttersein. Der Perfektionismus auf der einen Seite und die Hormonumstellung auf der anderen Seite können durchaus zu einem psychischen Ungleichgewicht führen. Diesen Aspekt und die daraus resultierenden, von Außenstehenden nicht immer nachvollziehbaren Handlungen der Betroffenen, sind sehr gut herausgearbeitet. Weniger gut gefallen hat mir die Figur des Ehemanns und der Polizisten. Hier spielt die Autorin mit zu vielen Stereotypen. Der Ehemann ist wirklich das viel beschworene Abbild eines arroganten, karrieresüchtigen und beziehungsblinden Egoisten und die Polizei als solche mit komplett unfähigen Protagonisten bestückt. Für die Handlung war beides zwar sehr zuträglich, aber auch irgendwie langweilig und einfallslos.

Fazit: Ein spannender Roman und eine Hommage an alle Mütter die das Abenteuer Familie konsequent durchstehen.