Faszinierende Einblicke in die Welt der neuronalen Programmierung. Mit einem kleinen Haken ...

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minjo Avatar

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"Im ersten Viertel unseres Lebens entwickeln wir unsere Denk-, Gefühls- und Verhaltensmuster. In den letzten drei Vierteln kämpfen wir gegen sie an."
Yvonne Diewald

Zum Inhalt:
Wer kennt es nicht; dieses Gefühl, wieder einmal versagt zu haben, wenn die guten Vorsätze schon nach wenigen Wochen scheitern und damit der gefühlt tausendste Versuch einer Verbesserung auch schon wieder fehlschlägt. Unweigerlich geben wir uns selbst die Schuld daran, weil wir uns zu disziplinlos oder schwach halten. Was die meisten von uns nicht ahnen: wir sind hier ein Spielball von automatisch ablaufenden Programmierungen, die vor Jahren in unserem Gehirn angelegt und die durch wiederholtes Abspielen mit der Zeit so verstärkt wurden, dass es sehr schwer ist, aus diesem Hamsterrad einfach auszusteigen. Die neuronale Programmierung kann hier Abhilfe schaffen, indem sie neue Programmierungen aufbaut, verstärkt und "falsche", unliebsame Programmierungen im Gehirn wieder abbauen lässt. Das alles passiert natürlich nicht von heute auf morgen, doch die Autorin Yvonne Diewald verspricht mit ihrer erprobten REMIND-Methode eine Lösung für unsere individuellen Probleme.

Zum Buch:
Die Autorin Yvonne Diewald ist nicht nur studierte Neuwissenschaftlerin, sondern hat ihr umfangreiches Wissen über Jahrzehnte in der Praxis angewandt. Durch einen persönlichen Schicksalsschlag hat sie sich immer mehr mit der Funktionsweise des Gehirns und was es wirklich zu leisten imstande ist, beschäftigt und kann so auch aus persönlicher Erfahrung zu diesem großen Wissensbereich beitragen. Im ersten Teil berichtet sie von ihren persönlichen Erfahrungen und erklärt in den nachfolgenden Kapiteln in verständlicher Sprache - ohne Fachchinesisch - die Funktionen unserer internen Schaltzentrale. Sie gibt viele Beispiele und schließt die Kapitel jeweils mit einer Aufgabe ab, die jeden Leser dazu bringen solllte, sein eigenes Problem zu reflektieren, welche man gerne bearbeiten und auf Dauer loswerden möchte.

Persönliche Meinung:
Da ich mich vorher noch nie mit neuronaler Programmierung bzw. Gehirnentwicklung beschäftigt habe, folgte in diesem Buch ein Aha!-Moment nach dem anderen. Es ist ein faszinierendes Thema mit unglaublich spannenden Facetten, welches von der Autorin logisch aufbereitet und vermittelt wird. Ihre Erfahrungen mit ihrem Sohn lässt sie dabei immer wieder einfließen und gibt dem Inhalt eine wertvolle persönliche Note. Ganz besonders spannend fand ich die Einflüsse, die noch vor unserer Geburt und im Baby- und Kleinkindalter auf unser Gehirn einwirken und uns für den Rest unseres Lebens prägen. Mit diesen Informationen konnte ich wirklich etwas anfangen und habe inzwischen auch schon eine konkrete Ahnung, wo mein eigenes Problem herrührt.

Der Haken:
REMIND ergibt sich aus den Initialen der Teilelemente Realisierung, Erlebnistiefenanalyse, Musterunterbrechung, Impulseingaben, Neuverdrahtung, Dauerschleife. Doch schon beim zweiten und eigentlich wichtigsten Teil, der Erlebnistiefenanalyse, kommt man ohne Hilfe nicht weiter. Hier geht es darum, konkret herausfinden, wodurch unser Problem in der Vergangenheit entstanden ist. Die Autorin rät dazu, diese Erlebnisanalyse möglichst von einer professionell dafür ausgebildeten Person (ein Therapeut also?) oder einer objektiven Person des Vertrauens durchführen zu lassen, damit man hinterher nicht zu subjektiven, emotionalen und verzerrten Ergebnissen gelangt. Das ist durchaus einleuchtend, bedeutet aber, dass man sich hier im Idealfall jemanden ins Boot holen sollte, der genug Objektivität und Kenntnis hat, diese Analyse durchzuführen. Leider gibt die Autorin nur einige wenige Beispiele an Fragen, die bei dieser Analyse gestellt werden sollten, obwohl sie nach eigenen Angaben einen ganzen Katalog mit alleine schon zwanzig Kernfragen und diversen Unterfragen erarbeitet hat, den sie im Buch allerdings nicht preisgibt. Wie soll also eine dritte Person die "richtigen" Fragen stellen und anschließend daraus die korrekten Schlüsse ziehen können? Ich sehe hier die Gefahr, dass man mangels Erfahrung und Anleitung zu einem falschen Ergebnis gelangt und dadurch auch die darauf aufbauende Auflösung des schädlichen neuronalen Programms nicht fruchten kann. Nicht umsonst rät die Autorin auf Seite 320 dann nochmals dazu, die Analyse von einer professionellen Person durchführen zu lassen.

Fazit:
Leicht verständlich geschriebener Einstieg in die faszinierende Welt der neuronalen Programmierung. Es erweitert den Horizont ungemein, wenn man sich bisher noch nie mit diesem Thema auseinandergesetzt hat. Der Schlüssel zur dauerhaften positiven Veränderung liegt aber im "machen", deshalb liegt es an jedem selbst, ob man willens ist, mithilfe des Buches an sich zu arbeiten. Allerdings geht dies kaum ohne die Unterstützung einer weiteren kundigen Person.