Spannender Plot, enttäuschende Umsetzung

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evaczyk Avatar

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Die Welt steht am Rande des Dritten Weltkriegs, alarmierende Nachrichten schüren Konflikte und wecken Aggressionen. Doch sind die Videobilder und Berichte wahr? Der Fall einer abgeschossenen Passagiermaschine, die angeblich von Terroristen gekapert und als Waffe in das Terminal des Münchner Flughafens gesteuert werden sollte, ist nur die Spitze des Eisbergs. Denn die Aufnahmen aus dem Cockpit, die Fluglotsen, Luftaufsicht und Terrorabwehr überzeugten, waren ein Deepfake - und bei weitem nicht das einzige dieser Art.

In Peter Grandls Thriller "Reset" erlebt die Weltgemeinschaft Chaos. Alle digitalen Kanäle und Geräte scheinen infiziert von einem KI-Virus, der täuschend echte Fakes verbreitet. Selbst Videoanrufen kann nicht getraut werden. Ein internationales Team will sich von Interpol-Sitz in Lyon aus daran machen, das Problem zu lösen, während jeder Tag mehr Anarchie, Gewalt und Plünderungen, Zusammenbruch von Lieferketten und einen Stillstand der modernen Transportwege bedeutet. Alles, worauf sich die Menschen bisher verließen, funktionierte schließlich digital. Nun aber funktioniert Kommunikation, die Deepfakes ausschließt, nur noch analog. Briefe werden wieder geschrieben, beim Krisenstab sind Handies verboten, während Fernschreiber und Faxgeräte auch Technikmusseen reaktiviert werden. Doch wird ein weltweiter Reset das Problem lösen - oder das Chaos nur verschlimmern?

Grandl folgt einer Reihe von Ermittlern und IT-Experten auf ihrer Suche nach der Wahrheit hinter all den Fake-Botschaften. Leider bleiben die Figuren angesichts des großen Personenbestands des Buchs schablonenhaft und gewinnen nicht wirklich an Profil.

Der Plot von "Reset" ist spannend - wie weit kann Manipulation reichen in einer Welt, die völlig durchdigitalisiert ist? Die Umsetzung schwächelt aber leider - hölzerne Dialoge, ein Übermaß an Pathos und Protagonisten, die wie unfreiwillige Karrikaturen von Action-Heldinnen und -helden wirken. Dazu kommt dann noch ein allzu bemühtes Faustsches Streben nach Allmacht. Ich war neugierig auf dieses Buch, aber meine Erwartungen haben sich leider nicht erfüllt.