Das Buchcover ist besonders kreativ und beeindruckend und führt uns mit dem Brandenburger Tor schon in´s Berlin der Zwanzigerjahre. Die drei Freunde Isi, Carl und Artur halten zusammen wie Pech und Schwefel. Carl war ein Sohn des Schneidermeisters Friedländer und erlernte auch dort die Kunst der Maßschneiderei. Deshalb wurde er auch öfters von der frechen Isi mit dem Ausdruck: " Ach Carle, Carl Schneiderssohn" geneckt, was dieser jedoch gar nicht so toll fand. Als dann Carl zufällig Zeuge an der Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht wurde, denn ihr Spartakusaufstand wurde von der Garde-Kavallerie-Schützen-Division niedergeschlagen, machte er das Foto seines Lebens. Er fand den roten Schuh von Rosa Luxemburg einsam und verlassen auf der Bordsteinkante und mit seinem Gespür für das Besondere knipste er diese Szene. Als er das Bild dann später dem berühmten Regisseur Ernst Lubitsch von der UFA zeigte, war dieser von dem Foto so angetan, dass er Carl sofort als Kameramann einstellte. So lernte Carl die berühmtesten Filmgrössen der damaligen Zeit wie Pola Negri, Emil Jannings und Harry Liedtke kennen. Eigentlich müsste Carl jedoch mit seiner äusserst naiven Weltanschauung auf einem UFO und nicht bei der UFA landen, denn er verliebt sich ausgerechnet in Marlies,eine Prostituierte aus Arturs Nachtlokal. Und die ganze Zeit über merkt er nicht, mit wem er es eigentlich zu tun hatte. Als dann Marlies stirbt und einen Sohn hinterlässt, kümmert sich Carl so rührend um diesen Sohn, als wäre es sein eigener, obwohl Hans, denn so heisst er, ein sehr stiller Junge war und einen etwas zurückgebliebenen Eindruck machte. Artur ist ständig in Revierkämpfe mit anderen Nachtlokalbesitzern verwickelt, Isi lernt den reichen Aldo kennen, knüpft ihm Geld für soziale Zwecke ab, so errichtet sie unter anderem eine Suppenküche für Bedürftige und heiratet schlussendlich auch Aldo , obwohl das Standesdünkel hier klarerweise Einhalt gebieten müsste. Denn sie passt mit ihrer sozialen Herkunft und dem praktizierten Lebenswandel einfach nicht zu den reichen von Torstayns. Ihr Hochzeitskleid wurde übrigens von Carl Friedländer (Carl Schneiderssohn) angefertigt und war bezaubernd. Nun will ich aber schon schlussmachen, denn es hiesse Eulen nach Athen tragen, wollte man die Fülle an interessanten Charakteren , die in diesem hervorragenden "HISTORISCHEN ROMAN" vorkommen , auch nur annährend hier beschreiben. Da muss man sich schon selbst auf die Socken machen und diesen Roman lesen, der von mir eine ganz klare Kaufempfehlung bekommt.