Historischer Roman über die Nachkriegszeit im Berlin der frühen Zwanziger Jahre

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takabayashi Avatar

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Den ersten Band dieser Romantrilogie „Schatten der Welt“ habe ich nicht gelesen – vielleicht erklärt das, warum es mir anfangs etwas schwer fiel, in einen Lesefluss hineinzukommen. Es geht auch so, aber es wäre wohl von Vorteil, die Bände chronologisch hintereinander zu lesen.

Die drei Protagonisten Isi, Artur und Carl kamen ursprünglich aus Thorn in Westpreußen im heutigen Polen. Offensichtlich hatten sich die drei verschworenen Jugendfreunde während des ersten Weltkrieges aus den Augen verloren, aber 1919 treffen sie in Berlin wieder aufeinander.

Isi, überzeugte Revolutionärin, aber auch Femme Fatale, Artur, ein flexibler Gastronom, Bandenchef und Unternehmer mit deutlichem Hang zur Halbwelt und Carl, der etwas naive Gutmensch, der seinen Traum verfolgt, Fotograf oder Kameramann zu werden.

Im Umkreis dieses Trios erleben wir deutsche Geschichte hautnah, die frühen Zeiten der Weimarer Republik nach dem Sturz der Monarchie durch die Novemberrevolution, den Kapp-Putsch, die Ablehnung des Versailler Vertrages, der Deutschland mit unbezahlbar hohen Reparationen belastete, das Finden eines Sündenbocks, dem die alleinige Schuld für die Unterzeichnung dieses Vertrages in die Schuhe geschoben wird und die Kämpfe verschiedenster Gruppierungen untereinander um die Vorherrschaft in der neuen Republik (oder ihre Abschaffung).

Isi ist anfangs sehr intensiv mit dem Spartakusbund involviert, durch Artur, der eher an erfolgreichen Geschäften interessiert ist, lernen wir die glitzernde Amüsierwelt der „Goldenen Zwanziger“ kennen und Carl gelingt es dank der Starthilfe von Ernst Lubitsch, in der UFA Fuß zu fassen.

Eine interessante Geschichte aus dieser schillernden Zeit in Berlin, die allerdings auf 500 Seiten hin und wieder einige Längen aufweist. Den interessanten und sympathischen Protagonisten werden durch intrigante Schurkencharaktere immer wieder Steine in den Weg gelegt. Das ist teilweise recht spannend, wirkt manchmal aber auch arg konstruiert. Des öfteren konnte ich die Handlungsweisen der drei Freunde nicht recht nachvollziehen.

Nichtsdestotrotz ein flüssig geschriebener, spannender und unterhaltsamer historischer Roman, der mich persönlich jedoch nicht so zu begeistern vermochte, wie Richard Dübells Jahrhundertsturm-Trilogie, die zu großen Teilen zur gleichen Zeit und am gleichen Ort spielt. Auf jeden Fall sehr lesenswert für Freunde des historischen Romans.