Virtuos erzählte Träume von einer besseren Welt

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Mit „Revolution der Träume“ hat Andreas Izquierdo einen überragenden zweiten Band der „Wege-der-Zeit-Reihe“ vorgelegt.

An diesem 9. November 1918 hat das Volk genug von Krieg, Hunger und Schmerz – der Kaiser wird gestürzt - es ist Revolution! „Der Kaiser hat abgedankt! Der Kronprinz verzichtet auf den Thron! Ebert zum Reichskanzler ernannt!“ Mittendrin Isi, die unwiderstehliche Jagdgöttin, die rebellische, hinreißende Hochstaplerin und Revolutionärin. In ihrem zerschlissenen Mantel ist sie doch schön wie eine Königin, sie ist furchtlos, liebt dramatische Auftritte. Kämpft mit dem Spartakusbund für eine gerechtere Welt. Carl, gerade angekommen in Berlin, hofft, seine Freunde zu finden. In den ganzen Wirren trifft er auf Isi und gemeinsam wollen sie noch Artur, den Dritten in ihrem Bunde, aufspüren.

Viele sind verhungert in dieser Zeit nach dem Ersten Weltkrieg und hungern noch. Von den Goldenen Zwanziger Jahren ist nichts zu spüren, zumindest nicht von denen, die eh nichts haben. Der (Geld)Adel lebt gut, hier kann man sich alles und alle kaufen. Es ist eine Zeit der Unsicherheit, in der die drei so unterschiedlichen Freunde ihren Platz suchen. Carl als begeisterter Fotograf trifft die Großen des Filmgeschäfts, wohingegen Artur mehr mit den Unterweltgrößen auf Du und Du ist. Alle drei zusammen sind sie unschlagbar.

Da war ein Könner am Werk, ein Virtuose der Worte. Einer, der seinen Lesern Geschichte in Geschichten gekonnt serviert, der aus den einzelnen Episoden ein homogenes Ganzes zaubert. Seine drei Hauptdarsteller haben sehr wohl Ecken und Kanten, wobei Carl mir am nächsten war. Trotz des ernsten Hintergrundes waren diese 500 Seiten schnell gelesen, ich musste einfach weiter, wollte wissen, wohin das Schicksal die mir bald vertrauten Charaktere führt.

Andreas Izquierdo verwebt die historischen Fakten versiert mit seiner sehr glaubhaften, gut nachvollziehbaren fiktiven Story, die uns Carl aus seiner Sicht erzählt. Seine Figuren sind gewitzt, vorlaut, zuweilen ganz schön dreist, ja schillernd, aber auch sehr ehrlich und redlich, andere nehmen es mit der Wahrheit nicht so genau, sind Schlitzohren.

Isi, Carl und Artur – alle drei waren mir fremd und jetzt ist es, als ob ich alte Bekannte, ja sehr gute Freunde, die mir ans Herz gewachsen sind, verlassen muss. Ein Buch, dem ich noch lange nachspüren werde. „Schatten der Welt“, den ersten Band, werde ich ganz schnell nachlesen – es muss einfach sein und dem Dritten fiebere ich jetzt schon entgegen.

Ein kurzweiliges Lesevergnügen, meisterhaft in Szene gesetzt, das jeder lesen sollte, der gute Geschichten sucht.