Bonner Machtspiele im Herbst 1972

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Bonn im November 1972: Hilde Kessel, die Wirtin des Rheinblicks, kennt die Bonner Politiker besser als jeder andere. Bei ihr trifft sich alles, was Rang und Namen hat, aber auch alle, die gerne im Bonner Polittheater mitspielen möchten. Ihr Motto ist Verschwiegenheit – auch wenn sie dieses Versprechen einmal gebrochen hat. Währenddessen kämpft die junge Logopädin Sonja Engel um die Stimme von Willy Brandt, der sich einer Operation unterziehen musste. Zur selben Zeit muss sie um ihre kleine Schwester Reni bangen, die von zu Hause weggelaufen ist.

Es sind viele verschiedene Handlungsfäden, die dieses Buch von Brigitte Glaser zusammenfasst. Die Geschichte lässt den Leser erahnen, welche Aufbruchsstimmung im Herbst 1972 in Bonn herrschte, vor allem im Regierungsviertel, in dem sich auch Hilde Kessels Rheinblick befindet. Die Fülle an handelnden Personen sowie der Handlungsfäden, die anfangs noch gar nicht richtig miteinander verbunden sind, erschwert allerdings den Einstieg in die Geschichte. Wer das jedoch geschafft hat, wird nach und nach mehr erfasst von den versteckten Hinweisen, die die Autorin streut. Dabei arbeitet sie ihre fiktiven Figuren (die Wirtin Hilde, die Logopädin Sonja) geschickt in die historischen Gegebenheiten jener Zeit ein, Details dazu werden anschließend an die Geschichte selbst erörtert.

Dieses Buch fängt den Zeitgeist Anfang der Siebziger Jahre sehr gekonnt auf. Dadurch entsteht ein ganz besonderer historischer Roman mit vielen verbürgten Details. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe vier von fünf Sternen.