Interessant und empfehlenswert

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kleine74 Avatar

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Im Mittelpunkt stehen schon wie in „Bühlerhöhe“ zwei starke Frauen, die sich selbstbewusst darstellen.

Hilde, die Wirten des Rheinblicks, kennt die politischen Intrigen des Bonner Politgeschehen aus nächster Nähe. Sie bekommt jegliche Intrigenspinnerei aus nächster Nähe mit und hat dabei auch noch ein eigenes „Päckchen“ aus vergangenen Zeiten zu tragen.

Sonja, die Krankenschwester, die sich zwar selbstbewusst gibt, aber genauso wie Hilde auch ihre schwachen Seiten hat.

Durch die Darstellung der beiden Hauptprotagonisten versteht es Brigitte Glaser, den Zeitgeist der 70er Jahre darzustellen. Deutschland befindet sich im Umbruch! „Mein Bauch gehört mir“, Journalistinnen machen anerkennende Arbeit, politisch wird nicht mehr konservativ gewählt und die Logopädie befindet sich in der Aufbauphase.

Der Schreibstil ist flüssig und durch die Erzählung aus Sicht der verschiedenen Charaktere wirkt es lebendig und man freut sich auf die nächsten Seiten. Zur Authentizität steuert auch der kölsche Dialekt bei.

Alle Personen in dem Buch wirken sympathisch (bis auf die berühmten Ausnahmen) und man kann sich vorstellen mit ihnen ein Kölsch zu trinken und über den Zeitgeist zu diskutieren.

Den Krimi-Erzählstrang fand ich überflüssig, er hat das Buch nicht spannender gemacht. Ich hätte mir hierfür lieber noch ein paar mehr Hintergrundinformationen über das politische Geschehen zu dem Zeitpunkt gewünscht. Das kam aus meiner Sicht leider etwas zu kurz. Das Glossar am Ende des Buches mag hier ein wenig Abhilfe schaffen.

Alles in allem aber ein gut zu lesendes, kurzweiliges Buch. Ich bin gespannt, über welchen Zeitraum Brigitte Glaser in ihrem nächsten Buch schreiben wird.

Ich kann den Roman empfehlen.