Politisches Machtgerangel

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daphne1962 Avatar

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Die Geschichte der Autorin Brigitte Glaser spielt im Winter 1972
in Bonn. Da war ich mal gerade 10 Jahre alt und hatte mich nicht
wirklich für Politik interessiert. Aber an Willy Brandt, Herbert Wehner
und Horst Ehmke kann ich mich dennoch gut erinnern. Wolfgang
Schäuble ist ja sogar heute immer noch da. Er ist der dienstälteste
Politiker sozusagen. Im Jahr 1972 mischte er schon fleißig mit in
der damaligen Bundeshauptstadt.

Willy Brandt hat es geschafft, ein Sieg für die SPD, die Sozis, wie
es so abfällig heißt, er ist Kanzler geworden. Es gibt viel zu
diskutieren in den Lokalen. Vor allem bei Hilde, in ihrem "Rheinblick"
geht es auch einen Tag nach dem Wahlausgang heiß her. Hilde, die
standhafte Wirtin bekommt viel zu hören. Vertrauliche Gespräche,
Meinungsverschiedenheiten, manchmal wird es auch mal hitzig.
Aber sie ist verschwiegen, sie kennt ihre Kundschaft.

Neue Partei heißt auch, nun wird um Posten und Postionen
geschachert. Jeder will einen guten Platz ergattern. Neid und
Intrigen sind nicht fern. Jeder versucht was über die Konkurrenten
in Erfahrung zu bringen.

Sonja Engel dagegen hat so gar keine Ahnung von Politik. Sie arbeitet
im Krankenhaus und möchte Logopädin werden. Ein neuer und
vielversprechender Beruf. Darin sieht sie ihre persönliche Zukunft.
Sonja lebt in einer Wohngemeinschaft mit Studenten zusammen.
Aber auch sie kommt mit Politik in Berührung. Der Kanzler musste
sich nach der anstrengenden Wahlkampagne einer Stimmband
Operation unterziehen und ist zum "Schweigen" verurteilt. Sonja
soll ihn bei der Heilung unterstützen. Auch sie ist nun mitten drin
im politischen.

Beide Frauen sind erpressbar, denn sie hören viel, was für andere
wichtig sein könnte. Sie geraten beide unter Druck. Wird in der Politik
wirklich so viel gelogen? Wer versucht einen Kontrahenten aus dem
Sessel zu bugsieren. Ist man selbst im Gespräch?

Allerdings hat die Autorin eine fiktive geschaffen, wie es sich vielleicht
hätte zutragen können. Jedoch die politischen Fakten stimmen gut.
Da ich in den 80er Jahren mal das Glück hatte eine 3-tägige Besichtigung des Regierungsviertels mitmachen zu dürfen, konnte ich mich bildlich sehr gut in die Geschichte vertiefen. Hatte noch so einiges
bildlich vor Augen. Bonn hatte sich zu einer sehr schönen Stadt
gemausert. In diesem Roman hat die Autorin mir noch besser gefallen. Ich war so in der Geschichte eingetaucht, nachdem ich alle Protagonisten verinnerlicht hatte. Die Soundtracks haben mir besonders gut gefallen. Es war auch meine Musik der 70er Jahre. Das lockerte die ganze
Geschichte noch mehr auf. Im Anhang die Erklärungen waren auch sehr hilfreich. Eine Leseempfehlung kann ich aussprechen für dieses Buch