Weinbrand, Kölsch und Kaffee

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bavaria123 Avatar

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Bei dem Anblick des Buchcovers hatte ich zuerst "Bühlerhöhe" im Kopf...das Vorgängerbuch von Brigitte Glaser, das optisch sehr ähnlich daher kommt.
Es spielt im Jahr 1952 und politisch um die Person Konrad Adenauers.

"Rheinblick" nimmt den Leser nun mit in das Jahr 1972, Willy Brandt gewinnt die Bundestagswahl mit einem sensationellen Ergebnis für die SPD. Privat hat er aber Probleme...stimmlich gesehen.

Ich habe das Buch sehr genossen. Das liegt an mehreren Aspekten.
Da ist zum einen der Schreibstil der Autorin. Der trifft absolut meinen Geschmack. Sie schreibt sehr ambitioniert, lebhaft, bildlich und katapultiert mich damit gekonnt in die Geschichte. Teilweise schreibt sie ganz präzise...zum Beispiel bei den politischen Geschehen, dann aber auch wieder poetisch und zum Teil aber auch ein wenig boshaft.

Die drei Damen, die ich als Protagonistinnen betiteln würde, sind alle ausgesprochen gut dargestellt. Hilde Kessel, die Wirtin vom Rheinblick, die gut zuhören kann. Sonja Engel, eine aufstrebende Logopädin mit einem berühmten Patienten. Und dann die Journalistin Lotti...die mir ganz besonders gefällt.

Ein Strang der Erzählung behandelt dann einen Mordfall an einem Mädchen. So verwebt die Autorin gekonnt Realität und Fiktion und bringt noch zusätzliche Spannung auf.

Brigitte Glaser schafft es, eine spannende Zeitreise in das Buch zu bringen. Dabei geht es um die Politik der Siebziger, aber auch um Musik, um das gesellschaftliche Leben samt Uni- und WG-Alltag sowie um Publizistik.
Es ist ein ausgesprochen vielseitiger Roman. Es ist ein Stück Heimaterzählung, Kriminalroman, Geschichtsunterricht und Sozialkunde.

Ich habe das Buch gern gelesen und kann es nur mit fünf Sternen als kurzweilige bildende Unterhaltung weiter empfehlen.