Andreas Pflüger hat mich sehr, sehr überzeugt. Seine Figur der Paula Bloom ist überaus interessant. Einerseits hat sie als Tochter einer deutsch-amerikanischen Verbindung über ihren Vater und dessen Geschäfte von den Nazigrößen in Berlin profitiert. Später muss sie jetzt erkennen, dass ihre Familie ein Rädchen im Getriebe war. Als Ritchie Girl kehrt sie nach einer aufreibenden Ausbildung im Camp Ritchie als amerikanische Besatzungsoffizierin nach Deutschland zurück und muss am Programm der Denazifizierung und Demokratisierung eines am Boden liegenden Tätervolkes mitwirken. Die Stärke des Romans liegt darin, aus einer relativ ungewohnten Perspektive die Stärke der Nazizeit, ihren Niedergang und den Wiederaufstieg eines Volkes zu erleben. Die zentralen Fragen sind die der Schuld, der möglichen Sühne und Vergebung, die das historische Erleben begleiten. Ich fand es ein ganz tolles Buch, das aber seine Zeit braucht, um es zu lesen, auch wenn es schwer fällt, es aus der Hand zu legen.