Maschinen mit Herz und Verstand

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melange Avatar

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Zum Inhalt: Archos, eine bahnbrechende Erfindung im Bereich der künstlichen Intelligenz, lässt sich nicht mehr abschalten und übernimmt die Macht über sämtliche mit Computern ausgestatteten Gerätschaften und versucht nun seinerseits, die Menschheit "herunterzufahren". Nach dem anfänglichen Schock stellen sich Menschen und einige Maschinen dem Schicksal der Auslöschung entgegen. Diese Einzelschicksale beschreibt das Buch in einer Art elektronischem Tagebuch, welches Momente aus dem Kampf Mensch-Maschine aufgezeichnet hat und zu Beginn der Geschichte (und zum Ende des Kampfes) gefunden wird.

Zum Cover: Eiskalt und bösartig blickt ein übergroßer Roboterkopf den Betrachter an, dazu besitzt dieses Buch abgerundete Ecken - ein unbedingter Hingucker auf dem Gabentisch der Buchhandlungen.

Mein Eindruck: Erschreckend plastisch schildert Daniel H. Wilson seine Vision der Machtübernahme durch die Roboter. Dabei gibt er sich bedeutend mehr Mühe mit der Beschreibung von Aussehen und Funktionsweise der Maschinen als mit Gefühlen und Erscheinungsbild seiner menschlichen Protagonisten. Vielleicht ist das  (hier spekuliere ich mal..) dem inhaltlichen Umstand geschuldet, dass eine Maschine die einzelnen Begebenheiten aufzeichnet, mich als menschliches Wesen hat das jedoch ein bisschen gestört. Auch, dass fast alle Helden Amerikaner sind (ein Alibi-Engländer, bester Freund der Amerikaner, wirft sich ebenfalls in die Schlacht, ein Afghane und ein Japaner sorgen sich zwar um eigene Leute, für den großen Sieg sind sie aber nicht relevant), fällt mir schwer zu akzeptieren. Wenigstens sind die handelnden Personen brav politisch korrekt zusammengestellt: Indianer, Weiße, Schwarze und Latinos, Männlein und Weiblein, jung und alt. Diese Vielfalt der Personen macht einen großen Vorteil der Geschichte aus: Durch den alle paar Seiten stattfindenden Wechsel von Orten und Hauptpersonen erhält die Story einen Drive, dem ich mich nur schwer entziehen konnte und das Buch nur ungern aus der Hand legte. Der Kunstgriff, dass diese Vorgehensweise inhaltlich begründet ist täuscht jedoch nicht darüber hinweg, dass dadurch ein Fehler überdeutlich wird: Wenn die Maschinen genau wussten, wie die Menschen handeln (denn wie hätten die Aufzeichnungen ihrer Taten sonst möglich sein können), warum geboten sie nicht diesem Tun Einhalt?

Doch trotz dieses Minuspunkts: Spannend ist der Kampf auf jeden Fall!

Fazit: Inhaltliche Schwächen, aber ein wahrhaft grandioser Spannungsaufbau.

4 Sterne