Der Restaurator als Fälscher

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petris Avatar

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Der Roman spielt in einer nahen Zukunft, 2022, der junge Kanzler (Ähnlichkeiten mit dem tatsächlichen österreichischen Kanzler, sowie diverser anderer Persönlichkeiten sind gut gelungen!) hat viel erreicht. Medien, Gerichtbarkeit, Demonstrationsrecht sind noch weiter eingeschränkt, der Wille des Kanzlers ist Befehl.
Clemens Hartmann, Chefrestaurator im Kunsthistorischen Museum, bekommt das zu spüren. Der nach einem Attentat schwer beschädigte Vermeer „Die Malkunst“ soll in einer Rekordzeit restauriert werden, weil ihn der Kanzler in seinem Büro hängen haben will. Ähnlich wie ihn Hitler für sich beansprucht hatte. Doch Hartmann findet, dass das Gemälde der Allgemeinheit gehört, die Idee, eine Kopie für den Kanzler anzufertigen, wird jedoch abgelehnt. Soll er sich widersetzen? Die Kopie heimlich anfertigen? Wie soll das gehen? Doch auch sein Assistent findet diese Idee gut. Wird es gelingen? Werden sie sich trauen?
In seinem sehr spannenden, sehr schön erzählten Roman nimmt uns Tötschinger mit in die Welt der Kunst. Er spart nicht an Kritik an der Gesellschaft, an den politischen Tendenzen und an einer Welt, in der es nur um Optimierung und Zahlen geht. Doch das lässt er wie nebenher in seine Geschichte einfließen, ohne dass der Erzählfluss darunter leidet. Zwischendurch wird auch die Geschichte des Gemäldes erzählt und wir erfahren am Rande auch noch etwas über Naziraubkunst und Restitution. All diese Teile fügen sich zu einem schönen Roman voller Hintergrundwissen und lebendig gezeichneten Charakteren.
Mich hat „Rochade“ auf allen Ebenen überzeugt. Das Buch ist unglaublich spannend zu lesen, sprachlich gelungen und voller interessanter Themen. Lesegenuss pur!