Ein Sachbuchroman über die Kunst des Restaurierens

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carolaww Avatar

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Gut gemacht: Das Cover weist auf das Thema hin, ein Gemälde aus dem 17. Jahrhundert.
Dieses Buch hat mich nachdenklich zurückgelassen. Warum?
Das Thema startet mit einem Verbrechen, einem Attentat in einem Museum auf das Bild. Die „Malkunst“ von Jan Vermeer mus deshalb restauriert werden. Der Kanzler Österreichs mischt sich insofern ein, dass er das Bild zum Repräsentieren braucht und damit den Restaurator Clemens Hartmann in Zeit- und Gewissensnot bringt. Das Buch erzählt eine erdachte und wahre Geschichte, die über die Restauration hinausgeht, weil Kunst schon immer Begehrlichkeiten geweckt hat. Außerdem wird das Problem Original und Fälschung/ Fälscher angesprochen. Das interessiert mich, und ich werde mehr darüber lesen.
Man kann den Inhalt gut verstehen - trotz österreichischem Dialekt - , aber der Text wird regelmäßig durch die Historie in Rückblenden unterbrochen. Welchen Weg hat das Gemälde durch die Jahrhunderte genommen, warum wurde es missbraucht für die Zwecke der Mächtigen. Tötschinger verbindet seine Gedanken mit seiner Familiengeschichte, die auch mit dem Bild zu tun hat. Wahrheit und Fantasie wechseln sich ab, was stimmt, was ist erdacht? Manchmal ist es schwer, das zu unterscheiden. Vor allem, wenn in der Zeit gesprungen wird. Soll man sich beim Lesen Gedanken machen, wie schwierig es war und immer noch ist, die Kunst um ihrer selbst Willen gelten zu lassen, nicht dauernd zu benutzen für egoistische Ziele? Soll man herausfinden, wer falsch und wer richtig gehandelt hat? Die Geschichte hat es ja schon beantwortet.
Der Schreibstil ist deshalb ab und zu langatmig, wiederholend, wirkt manchmal abgehackt. Gegen Ende kommen überraschende Wendungen ins Spiel, die allesamt gut ausgehen - vielleicht auch wieder zu langweilig.
Es ist eben eher ein sachliches Buch als ein Roman, der Autor stellt seine Gedanken über Restaurierung, Kunst, Politik, Echtheit und Fälschung, Wahrheit und Fake in den Raum, und der Leser ist gefordert. Gut gefallen hat mir, dass über den Wert und die Bedeutung des Gemäldes „Malkunst“, auch über Jan Vermeer, geschrieben wurde, über Einzelheiten der Malweise, der Bildgestaltung. Wer sich für Kunst und Gemälde und den Kunstmarkt interessiert, kommt daher auf seine Kosten.