Eine spannende Reise in die Kunstgeschichte

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Woran erkennt man ob ein Gemälde ein Original oder eine Fälschung ist? Ist es wirklich schlimm einem unliebsamen Menschen eine Kopie als Original zu verkaufen? Doch was, wenn dieser Mensch der Bundeskanzler von Österreich ist, was dann?

Genau vor dem Problem steht Clemens Hartmann, seines Zeichens Professor und Restaurator im Kunsthistorische Museum Wien. „Die Malkunst“ von Vermeer wurde bei einem Anschlag fast zerstört und muss wieder hergerichtet werden. Doch der Bundeskanzler möchte dieses Gemälde in unsagbar kurzer Zeit fertiggestellt haben. Warum diese plötzliche Interesse und die Eile? Er möchte bei einem Empfang den asiatischen Besuch beeindrucken. Immerhin hing dieses Bild auch schon bei Hitler in seinem Büro, somit ein Bild mit Geschichte. Clemens sieht das alles etwas anderes. Er findet auch die richtigen Worte dafür, als der Kanzler ihm in seiner Werkstatt besucht. Doch dieser bleibt unbeeindruckt. Somit steht Clemens vor der Entscheidung das Original ‚schnell’ fertig zumachen und dabei es zu verpfuschen oder dem Kanzler eine Kopie unterzujubeln...

Zum Glück ist er in seiner Werkstatt, im Kunsthistorische Museum Wien, nicht alleine. Er hat einen Assistenten, Hubert aus Dresden. Dieser ist bedeutend jünger als Clemens, gerade mit seinem Studium fertig und doch schon recht geschickt in seinem Handwerk. Es gibt immer wieder interessante Unterhaltungen zwischen den beiden. Die einem zum schmunzeln bringen. Doch das Hauptthema der Story ist der innere Konflikt von Clemens, ob er „Die Malkunst“ von Vermeer kopieren soll oder nicht.

Wie das original Gemälde zeigt, ist das Cover des Buches diesem entlehnt, dass einige Elemente des Gemäldes zusammen geschnitten wurden. So entsteht der Eindruck, dass der Betrachter, ein Blick hinter die Fassade eines Malers wirft.

Der Schreibstil der Geschichte ist erstmal etwas gewöhnungsbedürftig. Da man sowohl die Gedanken von Clemens ließt als auch die Dialoge. Was alles noch etwas verwirrender macht, sind die Selbstgespräche, die er mit dem Gemälde führt nur, dass daraus der Maler Vermeer ihm antwortet. Diese ‚Gespräche’ finden zwar nur in seinem Kopf statt, doch er trägt sie dennoch manchmal laut vor, sodass man im ersten Moment nicht unterscheiden kann ob er mit jemanden real spricht oder nicht. Das hat mich am Anfang doch ziemlich verwirrt und ich musste einige Passagen öfter lesen bis ich es raushatte wann wer spricht. Nach einiger Zeit hat man sich dran gewöhnt und somit ist der Textfluss wieder lockerer, angenehmer.

Das Hauptthema des Buche wird sehr gut heraus gestellt. Es zeigt deutlich immer wieder den inneren Konflikt von Clemens. Wie er mit sich hadert, Ideen entwirft und dann wieder verwirft. Selbst, wenn diese von Hubert auch geäußert werden, werden sie schnell verworfen und dann doch wieder ausgegraben. Vielleicht auch umgesetzt?! Um die Motivation von Clemens besser verstehen zu können, wird auch immer mehr die Hintergrundgeschichte der „Die Malkunst“ von Vermeer geschildert. Diese Texte sind komplett in kursiver Schrift als Tagebucheinträgen geschrieben. Vom ersten Pinselstrich den eine Magd beobachtet, über die Zeit als es in Hitlers Büro hing bis heute. Zudem erfährt man noch, dass Clemens Großvater selbst dafür verantwortlich war, dass dieses Bild im Büro Hitlers hing. Was wiederum Clemens sehr zusetzt, da er nicht den gleichen Fehler machen möchte wie sein Großvater. Ich finde man kann seine Überlegungen gut nachvollziehen und auch seinen inneren Konflikt. Es ist für ihn eine frage der Ethik ob man so ein Meisterwerk nur einem begrenzen Kreis zur verfügung stellt oder jedem.

Zudem wird in der Story auch immer wieder auf verschieden anderen kunsthistorische Aspekte eingegangen, die mich persönlich sehr interessiert haben. Natürlich wurde auch viel über das Thema Fälschung und Original debattiert, was ich wiederum spannend finde. Zum einen die Erklärung ab wann man von Fälschung und wann von Kopie spricht. Worauf dabei geachtet werden muss, dass die Leinwand aus dem selben Jahrhundert stammt oder die Mischverhältnisse der Farben. Das ist wirklich mega spannend!
Doch diesen Gedanken finde ich dazu sehr aussagekräftig:

Zitat:
„Museen sind voll mit Fälschungen. Bis sie aufgedeckt werden. Dann bewundert das Publikum den Fälscher, er schreibt Bücher, wird zu Interviews und Vorträgen eingeladen und verdient mehr als vorher.“



In dem Zusammenhang, kann ich der Aussage nur zustimmen. Sobald ein Gemälde als Fälschung entdeckt ist, wird der Fälscher ‚gefeiert’. Man ist von seinem Talent einfach erstaunt und möchte mehr wissen. Mir geht es da nicht anders, als ich dieses Buch gelesen habe, habe ich auch geschaut welche bekannten Fälscher in unserem Jahrhundert aktiv sind und natürlich aufgeflogen. Da bin ich um einen Namen nicht drumherum gekommen, Beltracchi. Doch das ist eine andere Geschichte, worüber ich bestimmt bald schreiben werde.

Nun zurück zu Clemenes und der „Die Malkunst“ von Vermeer; er hat einen inneren Kampf der sich mit anfänglichen Schwierigkeiten doch gut lesen lässt. Man erfährt so einiges über Kunsthistorik, berühmte Maler und auch ganz Speziell vieles zu der „Die Malkunst“ von Vermeer. Ich kann es jedem der sich für diese Themen und auch noch das Thema „Original oder Fälschung“ interessiert nur empfehlen.