Spannender Kunstgenuss

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heroemil Avatar

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Das Cover gefällt mir, weil es viel über den Inhalt des Buches aussagt.
Der Protagonist des Romans ist Clemens Hartmann, er ist Restaurator im Kunsthistorischen Museum Wien. Die wichtigste Nebenfigur ist sein Assistent und ehemaliger Schüler, Hubert Finning.
Clemens erhält vom Kanzler der Republik Österreich den Auftrag, das Gemälde „Die Malkunst“ des Malers Jan Vermeer, das nach einem Anschlag stark beschädigt wurde, zu restaurieren. Es war das Lieblingsbild Adolf Hitler`s. Auch dieser Aspekt wird in der Geschichte immer wieder thematisiert.
Die Leser begleiten den Restaurator bei seiner Arbeit und erfahren dadurch viel über den Geschäftsbetrieb eines Museums. Noch interessanter ist es jedoch, dem Protagonisten bei der Restaurierung über die Schulter sehen zu dürfen.
Spannung gewinnt der Roman, als die Restauratoren aufgrund wirtschaftlicher Erwägungen seitens des Museums zunehmend unter Zeitdruck geraten. Aus Respekt vor der Kunst erwägen Clemens und sein Assistent, den Vermeer zu kopieren und das Original nach erfolgreicher Restaurierung der Öffentlichkeit im Museum zugänglich zu machen. Wird der Kanzler mit seinem mangelnden Kunstverstand eine Kopie erkennen und was hätte das für Folgen? In diesem Zusammenhang führt die Frage ob eine Fälschung eine Kopie oder ob eine Kopie auch eine Fälschung ist, zu heftigen Diskussionen mit Hubert und den Verantwortlichen des Museums.
Wann wird eine Fälschung zur Kunst? Bleibt ein Bild auch nach der Restaurierung noch ein Original?
Die Protagonisten geraten ins Philosophieren.
Clemens gerät immer mehr in einen Zwiespalt, nicht zuletzt aufgrund der Nazi- Vergangenheit seines Großvaters.
Tötschinger versteht es, den Kunstbetrieb zu erklären und dennoch auf humorvolle Art eine spannende Geschichte zu erzählen. Die eingestreuten Dialoge, Rückblenden und nicht zuletzt die kurzen Kapitel, bewirken eine lockere und kurzweilige Schreibweise. Immer wieder schweift er vom Kunstbetrieb in den ganz privaten Bereich ab, ohne dabei das eigentliche Thema aus den Augen zu verlieren.

Fazit:
Ein spannendes und zugleich lehrreiches Buch, das animiert mehr über dieses Metier zu erfahren. Es ist darüber hinaus sehr humorvoll geschrieben. Allein die frotzelnden Dialoge mit Hubert und die Ausritte ins Politische sind lesenswert. Reinhard Tötschinger hat es verstanden, den Kanzler unzweideutig als den derzeitigen österreichischen Bundeskanzler Kurz zu beschreiben. Diese und viele Abstecher ins Private tragen sehr zur Leichtigkeit der Texte bei.
Dieses Buch ist ein Leckerbissen für jeden Kunstinteressierten.