Krimi oder Liebesroman?

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amena25 Avatar

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Avery Wilkinson, seit Monaten undercover für das amerikanische Drogendezernat unterwegs, hat sich als eine Art Punkerin in eine Mafia-Familie eingeschleust, um deren Drogengeschäften auf die Spur zu kommen. Dies wirkt noch nicht so recht überzeugend. Das große Herz der Monsanto-Familie für Straßenkinder scheint mir etwas zu aufgesetzt.
Bei einem FBI-Einsatz wird einer der Monsanto-Brüder verhaftet, und mit ihm Avery, die so auf ihre Jugendliebe und jetzigen Gelegenheitsliebhaber Cole Carter trifft.
Der Zufälle noch nicht genug wird Avery ausgerechnet Cole zum nächsten Einsatz zugeteilt.
Unterhaltsam werden die Aufeinandertreffen der beiden geschildert, verbaler Schlagabtausch inklusive Knistern und Funkenflug.
Als auf Avery ein Anschlag verübt wird, wird ziemlich schnell klar, dass es sich beim Täter um einen der Monsanto-Brüder handelt, und da Tony viel zu nett und zu weich dafür ist, muss es wohl Alberto, der harte Geschäftsmann sein. Damit flaut die Spannung zu schnell wieder ab. Zwischen die Passagen der Kriminalgeschichte sind immer wieder Kapitel eingeschoben, die in Independence, der Heimatstadt Averys spielen, oder Geschichten über verschiedene Familienmitglieder und Einwohner von Independence sowie diverser Tratsch und Klatsch, wie es in einer Kleinstadt so üblich ist. Dies ist aber wohl eher was für Eingeweihte und diejenigen, die die Vorgänger-Bände kennen. Als Neu-Leser versteht man so manche Anspielung nicht. Diese eingestreuten Independence-Kapitel ziehen die Handlung deutlich in die Länge – und machen den eigentlichen Kriminalfall stellenweise unglaubwürdig. Avery, die bis nach Independence vom Mafia-Clan mithilfe eines Peilsenders verfolgt wird, plaudert fröhlich bei Zitronentörtchen im neu eröffneten Café, obwohl sie weiß, dass draußen ihr Verfolger steht und sie eigentlich um die Ecke bringen soll.

Zu Beginn ist noch nicht so klar, ob es sich eher um eine ziemlich vorhersehbare Liebesgeschichte oder einen Krimi handelt – oder womöglich eine gelungene Mischung aus beidem? Nach der Lektüre denke ich, die Autorin sollte sie für eins von beidem entscheiden.