Flucht auf Latein

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rabentochter Avatar

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Es ist mitten in der Nacht als Juba von seiner Mutter geweckt wird. Der Grund: Er muss mit seinen Geschwistern aus Rom fliehen. Die Soldaten des Kaisers sind hinter ihnen her, weil ihren Eltern unterstellt wird, sie hätten Hochverrat begangen. Die Kinder müssen es bis zu ihrem Onkel nach Britannien schaffen. Dort sollen sie in Sicherheit sein. Doch die Flucht ist gefährlich, entbehrungsreich und die Häscher des Kaisers sind ihnen dicht auf den Fersen...

Gestalterisch gefiel mir das Buch sofort. Das Cover ist sehr farbenfroh, zeigt aber auch das relativ ernste Thema der Flucht gleich an der Haltung des Jungen und dessen gehetzten Gesichtsausdruck. Die jeweiligen Kapitelanfänge sind ebenfalls mit viel Liebe und kleinen Zeichnungen gestaltet. Weitere Bilder gibt es nicht innerhalb des Buches. Das braucht es auch gar nicht, da die Beschreibungen sehr gut sind, man sich alles perfekt vorstellen kann und vor dem inneren Auge ein kleiner, äußerst spannender Film abläuft.
Die Geschwister müssen auf ihrer Reise eine Reihe kniffeliger Situationen bewältigen und einigen Gefahren trotzen. Besonders Juba vergleicht sich dabei gern mit Aeneas, dem Held aus der Sage des untergehenden Troja, der sich und seine Familie rettet und, so die Sage, das römische Volk begründet. Immer wieder wird auf diesen alten Stoff referiert, der mir aus dem Studium bereits bekannt war. Er wird gut in die Geschichte eingebunden und wirklich top erklärt. Anhand dieser Geschichte wird auch die Funktion von Vorbilder sehr klar deutlich und wie wichtig es ist, welche zu haben. Denn immer wenn Juba droht zu verzweifeln, aufzugeben oder wenn er nicht weiter weiß, dann fragt er sich, was sein Held Aeneas an seiner Stelle getan hätte.
Auch eine ganze Reihe moralischer Fragen wird dadurch gelöst, wie etwa: Wie weit muss ich gehen, um Menschen zu retten, die mir etwas bedeuten und für die ich Verantwortung trage und was ist das Beste für sie?
Auch die Gottheiten der römischen Mythologie werden teilweise vorgestellt und in die Handlung eingebaut. Die Kapitelüberschriften sind durchweg auf Latein gehalten, werden am Ende des Roman aber alle sehr gut und einfach erklärt.
Juba und seine Geschwister werden nach und nach vorgestellt und der Leser bekommt Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelt und lernt sie so besser kennen. Die drei sind sehr unterschiedlich und halten dennoch zusammen, denn etwas anderes bleibt ihnen auch nicht übrig. Die Geschwister gehen durch dick und dünn und wirken fast ein wenig wie die drei Musketiere. Es macht definitiv Spaß sie bei ihren Abenteuern zu begleiten, da man durchweg mitfiebert und ihnen einen guten Ausgang ihrer Geschichte wünscht.

Fazit: Ein großartiges Buch, das bereits junge Leser für Geschichte, alte Kulturen und Sprachen begeistern kann!